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bald alle Ordnung auf, zumal nach dem gräßlichen Übergänge über
die B ere fina (26—28. Nov.). Kaum 50,000 Mann retteten
sich von der »großen Armee.«
Dies unerwartete Schicksal des übermüthigett Herrschers war
für die Völker ein bedeutungsvoller Wink, daß die Zeit der Be¬
freiung von dem fremden Joche gekommen sei. Zuerst erhoben sich
die Preußen und vereinigten sich unter ihrem Oberfeldherrn Blü¬
cher mit den Russen. Zwar siegte Napoleon mit neugeworbenen
Heeren bei Lützen (2. Mai-18.1Í3) und bei Bautzen (21. Mai),
was einen Waffenstillstand vom 4. Juni bis 10. August herbeiführte.
Nun erklärte sich aber auch Dstreich gegen Napoleon, Schwe¬
den, wo ein französischer General, Bernad'otte, nach dem Ver¬
langen der Nation zum Kronprinzen gewählt worden war, hatte
sich schon früher mit Rußland verbunden. Zwar errang Napoleon
bei Dresden (26. u. 27. Aug.) neue Sieges aber seine Generale
erlitten wiederholt Niederlagen und endlich entschied wider ihn die
Völkerschlacht bei Leipzig (16., 18. u. 19. Dkt.). Die Fran¬
zosen flohen über den Rhein zurück, während auch Spanien nach
Wellingtons großem Siege bei Vittoria (21. Juni 1813) ver¬
loren ging. Mit überlegenen Truppenmassen gingen nun die Ver¬
bündeten unter Oberanführung des östreichischen Feldmarschalls,
Fürsten von Schwarzenberg, über den Rhein, und zogen nach
wiederholten, thcils glücklichen, theils unglücklichen Kämpfen am
31. März 1814 in Paris ein. Der französische Senat, dessen Mit¬
glieder Napoleon zu Glanz und Neichthum erhoben hatte, erklärte
am 1. April die Absetzung des Kaisers, worauf die zurück¬
kehrenden Bourbonen mit Ludwig XVIII. den französischen
Thron wieder einnahmen, und nach einer der englischen Verfassung
ähnlichen Charte zu regieren versprachen.
Im ersten Pariser Frieden (30. Mai) erhielt Frankreich
seine Gränzen vom Jahre 1792, Napoleon aber die Insel Elba
als Aufenthalsort.
Während aber ein großer Congreß zu Wien (1. Nov. 1814
— 10. Juni 1815) über die Anordnung der Verhältnisse der euro¬
päischen Staaten beratschlagte, kehrte Napoleon (1. März 1814)
nach Frankreich zurück, wo er mit Jubel empfangen wurde. Aber
der Congreß zu Wien sprach die europäische Acht über ihn aus und
der Krieg begann von neuem. Schon hatte Napoleon in den
Niederlanden bei Ligny (16. Juni) die Preußen unter Blücher
geschlagen, schon wankten die am 18. Juni bei Waterloo und
Belle Alliance angegriffenen Engländer unterWellington, als
das unerwartete Erscheinen der Preußen unter Blücher noch am
Abende der Schlacht diese gegen Napoleon entschied. Dieser ent¬
sagte nun der Krone (22. Juni) und ergab sich freiwillig den Eng¬
ländern; er ward aber als Gefangener nach St. Helena gebracht,
wo er (5. Mai 1821) starb.
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