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Angriff der Franzosen in den Niederlanden die östreichische Macht
gelheilt hatte.
Von diesem Frieden an hörten die Türken auf, ein Schrecken
der Christenheit zu sein, indem die Schwache ihres Reiches zu
sehr in die Augen gefallen war.
42 Der spanische Erbfolgekrieg. 1701 — 1714.
Jetzt konnte der Kaiser seine Aufmerksamkeit auf den Westen
Europas richten, um bei der nahen Erledigung des spanischen
Thrones seine Ansprüche gegen seine Mitbewerber geltend zu
machen; denn der kinderlose König von Spanien, Karl H., lag
bereits auf dem Todesbette. Karl's älteste Schwester war mit
dem Könige von Frankreich vermahlt, hatte aber bei ihrer Ver¬
mahlung feierlich auf den Thron von Spanien Verzicht leisten
müssen. Ludwig bestritt die Rechtmaßigkeit dieser Verzichtleistung
und forderte den Thron, jedoch nicht für sich, sondern für einen
zweiten Enkel, Philipp von Anjou, um so der Eifersucht der
übrigen Machte auszuweichen. Der Kaiser Leopold hatte Karl's
jüngere Schwester zur Gemahlin, die auf den Thron nicht ver¬
zichtet hatte; der Kaiser forderte ihn deshalb für seinen zweiten
Sohn, den Erzherzog Karl. Der Kurfürst von Baiern, Maxi¬
milian Emanuel, machte gleichfalls Ansprüche; denn er war der
Gemahl der einzigen Tochter Leopold's von dieser spanischen
Prinzessin. Der Kurprinz war demnach der einzige rechtmäßige
Erbe. Ludwig, der wohl einsehen mogte, wie äußerst schwach
seine eigenen Erbschaftsansprüche seien, entwarf, um wenigstens
einen Theil von der reichen Beute zu erhalten, mit den See¬
mächten England und Holland heimlich einen Theilungsplan,
nach welchem der Kurprinz von Baiern, des Kaisers Enkel, Spa¬
nien und Indien, der französische Prinz Neapel und Sicilien,
der Sohn des Kaisers aber die spanischen Niederlande und Mai¬
land erben sollte. Der König Karl aber wollte, daß sein Reich unge-
theilt bliebe und wurde nicht wenig entrüstet, als er hörte, daß
Fremde sich unterfangen hatten, nach Willkür und Laune das