Full text: Geschichte der neueren und neuesten Zeit (Theil 3)

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trat Vendome, und nun stand in Italien die Glücksschale 
wieder gleich, neigte sich aber bald nachher auf die Seite der 
Franzosen, die mit Übermacht heranrückten, da hingegen Eugen 
keine Unterstützung vom Kaiser an sich ziehen konnte. Denn in 
Deutschland wurde der Kaiser selbst von seinen Feinden hart be¬ 
drängt. Hier hatte der Kurfürst von Baiern bereits Ulm er¬ 
obert und breitete sich in Schwaben aus. Im folgenden Jahre 
1703 drang er sogar in Tyrol ein, wahrend ein französisches 
Heer unter dem tapfern Villars Baiern deckte. Sein Plan 
war, nach Italien überzusetzen, dort den langsam heranziehenden 
Franzosen unter Vendome die Hand zu bieten und alsdann ver¬ 
einigt gerades Weges auf Wien loszugehen. Schon waren Kuf¬ 
stein, Jnspruck nebst mehren Platzen in baierschen Händen; schon 
wollte der Kurfürst über den Brenner ziehen: da aber standen die 
ihrem Kaiserhause stets getreuen Tyrolec auf. Von einem muthi- 
gen Amtmanne, Martin Sterzinger, angeführt, griffen die 
Tyroler Scharfschützen auf schroffen Höhen und in Engpässen die 
heranziehenden Baiern auf und schossen eine große Menge nieder. 
Beinahe hatte auch der Kurfürst selbst hier sein Grab gefunden. 
Ein auf ihn lauernder Schütze erschoß an seiner Seite den Grafen 
Arko, den er wegen seiner reichen Kleidung für den Kurfürsten 
selbst hielt. Mit großem Verluste floh dieser schleunigst in sein 
Land zurück und vereinigte sich wieder mit Villars. Jetzt griffen 
diese beiden das östreichische Heer bei Hochstadt an und schlugen 
es in die Flucht, 1703. Kaum hatte Malrborough die Nachricht 
dieses Unglückes erhalten, als er sogleich aus den Niederlanden, 
wo er unterdessen eine Festung nach der anderen erobert hatte, 
nach Süddeutschland aufbrach, um den hart bedrängten Ostreichern 
Hülfe zu leisten. Im Juni 1704 vereinigte er sich bei Ulm 
mit dem Prinzen Ludwig von Baden und erstürmte die bairisch- 
französischen Verschanzungen auf dem Schellenberg bei Donauwerth, 
welche den Übergang über die Donau hindern sollten. 
Der Kurfürst von Baiern fand es jetzt für rathsam, sich 
in Friedensunterhandlungen einzulassen. Schon war er im Be¬ 
griff, auf sie einzugehen, als plötzlich die Nachricht einlief, der
	        
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