Full text: Geschichte der neueren und neuesten Zeit (Theil 3)

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fordern zu ihrer Rettung. Da rief Napoleon frohlockend: „Sol¬ 
daten, hier ist die Schlacht, die Ihr ersehnt habet. Sie ist 
nothwendig, denn sie bringt uns Überfluß, gute Winterquartiere 
und sichere Rückkehr nach Frankreich. Benehmet Euch so, daß 
die Nachwelt von Jedem unter Euch sagen kann: Auch Er war 
in der großen Schlacht unter den Mauern Moskaus!" Zugleich 
ließ er das Bildniß seines Sohnes an der Außenseite seines Zeltes 
aufhangen, und Offiziere und Soldaten eilten begeistert herbei, 
die Gestalt ihres künftigen Herrschers zu betrachten. 
Ein anderes Schauspiel bot sich im russischen Lager dar. 
Die griechische Geistlichkeit erschien in ihren priesterlichen Gewän¬ 
dern und zog in feierlicher Prozession durch das Lager. Die 
Bilder der gefeiertsten Heiligen wurden dem verehrenden Blicke 
der Truppen vorübergetragen. „Erde und Himmel — sprachen 
die Priester — sind durch die Fremdlinge verletzt und zur Rache 
aufgefordert, und der Tapfere in der Schlacht wird sich unfehlbar 
die Seligkeit erringen." Die Russen antworteten mit einem 
begeisterten Hurra! 
Am 7. September wurde die große Schlacht an der Moskwa 
geliefert. An fünf und zwanzigtausend Menschen auf jeder Seite 
bluteten an diesem Schrcckenstage. Vom frühen Morgen bis in 
die Nacht wurde mit beispielloser Erbitterung gestritten. Ganze 
Regimenter russischer Bauern schlossen sich mit der Festigkeit alter 
Soldaten an, machten das Zeichen des heiligen Kreuzes und stürz¬ 
ten mit dem Rufe: „Gott sei uns gnädig!" in das dichteste 
Handgemenge. Endlich trat Kutusow den Rückzug an, und 
wollte lieber Moskau preisgeben, als eine neue Schlacht liefern: 
Moskau sei ja nicht das Vaterland. Mit niedergeschlagenen 
Blicken, zusammengerollten Fahnen und ohne Trommelschlag zogen 
die russischen Truppen durch die stille Hauptstadt. Der größte 
Theil der noch übrigen Bevölkerung schloß sich mit dem Be¬ 
fehlshaber der Stadt, Grafen Rostopschi n, dem düsteren 
Zuge an. 
Am 14. September erblickten die Franzosen von der Höhe ( 
eines Berges die ehrwürdige Stadt, das Jerusalem des Nordens,
	        
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