Full text: Geschichte der neueren und neuesten Zeit (Theil 3)

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Kanonen. Noch in demselben Monate ergaben sich ihnen, wenn¬ 
gleich erst nach hartnäckigem Widerstande, sieben Donausestungen, 
unter andern Jsaktscha, Ismail, Hirsowa, Anapa und Braillowv 
In der letzten allein wurden 278 Kanonen gefunden. 
Als der Sultan die Nachricht von dem Übergange der Rus¬ 
sen über die Donau erhielt, rief er voll Zuversicht aus: „Nun 
soll sich zeigen, wer starker ist!" und ließ seinen entschlossenen, 
rauhen Feldherrn Hussein Pascha mit hinlänglichen Streit¬ 
kräften ausbrcchen, um die Festungen Schumla, Varna und 
Silistria zu vertheidigen. Vor diesen mächtigen Bollwerken 
würde schon, meinte er, die Macht der Russen sich brechen müssen; 
darum trug er auch seinem Pascha aus, die Hauptentscheidung 
des Krieges auf diese Vertheidigung zu beschranken, und hinter 
den Mauern jener Städte abzuwarten, was Hitze, Krankheiten und 
Mangel an Lebensmitteln im russischen Lager weiter ausrichten wür¬ 
den. Am 20. Juli rückte Wittgenstein vor Schumla, der General 
Roth vor Silistria und der Fürst Menzikow vor Varna, 
welches von der Secscite her der russische Admiral Greigh be¬ 
lagerte. Der Kaiser selbst feuerte durch seine Anwesenheit den 
Muth der Truppen an. Von nun an wurde fast an jedem Tage 
blutig gestritten, und im verzweifelten Kampfe war der Sieg bald 
auf der einen, bald auf der anderen Seite. Am heftigsten wurde 
Varna bedrängt, in welchem der Capudan Pascha befehligte. 
Die Aufforderung zur Übergabe wies er mit den trotzigen Wor¬ 
ten zurück: „Varna müsse zu einem Steinhaufen werden, ehe an 
Übergabe zu denken fei.'' Der Fürst Menzikow wurde ver¬ 
wundet, und der General Woronzow mußte statt seiner die 
fernere Belagerung leiten. Vom 1. bis 7. October wurde der 
Festung täglich so heftig zugesetzt, daß ihr Fall nahe schien; am 
7. drangen schon die Russen durch ihre Minen in die Stadt, 
wurden aber durch die Entschlossenheit des Capudan Pascha wie¬ 
der hinausgeschlagen. Als aber Jussuf Pascha, einer der 
Unterbefehlshabec in Varna, sah, daß von nun an alle Verthei¬ 
digung fruchtlos sei, ging er am 9. October zu den Russen 
über; zwei Tage später, am 11. October, erstürmten sie endlich
	        
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