Full text: Geschichte der neueren und neuesten Zeit (Theil 3)

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Bei dem warmen Antheile, den die ganze Nation an dem 
Freiheitskampfe der Griechen nahm, wurde ein Heer unter dem 
General Maison nach Morea geschickt, welches diese Halbinsel 
schnell von den Türken säuberte und sie für die Griechen besetzte. 
Noch glorreicher war das Unternehmen gegen Algier. Im Jahre 
1830 segelte ein zweites Heer unter dem Marschall Bourmont 
nach Afrika, um dem wilden Getreibe dieses Raubstaates, der 
seit Jahrhunderten so übermüthig an den Rechten der Fürsten und 
Völker gefrevelt hatte, für immer ein Ende zu machen. Noch 
jüngst hatte der Dei dem französischen Gesandten, als dieser ihm 
wegen des Treubruches gegen seine Nation billige Vorstellungen 
machte, mit höhnender Verwegenheit in's Gesicht geschlagen und 
so die Ehre der ganzen Nation auf's tiefste verletzt. Die Strafe 
folgte auf dem Fuße nach. Bourmont landete im Juli glücklich 
an der afrikanischen Küste, eroberte nach einem heftigen Sturme 
zu Wasser und zu Lande die Stadt, entsetzte den Dei und machte 
das ganze Land zu einer französischen Kolonie. Außerordentliche 
Schatze, die hier seit Jahrhunderten aufgehauft waren, wurden 
nach Frankreich abgeführt. 
Dieser glänzende, über alle Erwartung glückliche Erfolg eines 
Unternehmens, das bisher Keinem, selbst nicht dem mächtigen 
Kaiser Karl V. gelungen war, erfüllte ganz Frankreich, ganz 
Europa mit Jubel und schien um die Krone der Bourbons einen 
ewig grünenden Lorbeer zu winden. Daher glaubten auch die Mini¬ 
ster Polignac, Chantelouze, Peyronnct rc., eben jetzt sei der geeignete 
Zeitpunkt erschienen, einen Hauptstreich gegen die Verfassung zu 
wagen, und am 26. Juli erschienen jene berüchtigten, vom Könige 
Unterzeichneten Ordonnanzen oder Befehle zur Umänderung 
der Eharte, wodurch die Preßfreiheit aufgehoben und die Wahl¬ 
freiheit der Depulirten beeinträchtigt wurde. Aber wie ein Vul¬ 
kan brach der lange glimmende Unmuth des Volkes über die Ver¬ 
letzung seiner theuersten Rechte in lichten Flammen des Aufruhrs aus. 
Schon am Abende desselben Tages wurden alle Werkstätten und Läden 
geschlossen, an mehren Hausern die königlichen Schilder und Wap¬ 
pen abgenommen oder zerschlagen, Massen von Arbeitern und von
	        
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