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früheren Freveln sei,, und setzten ihr durch zweckmäßige Gesetze
eine Schranke. Dennoch ruhete der Verrath nicht. Noch am
25. Juni desselben Jahres, als der König eben vom Schloßhofe
nach dem benachbarten Lustschlosse zu Neuilly fahren wollte, sprang
ein jnnger Bösewicht, mit Namen Ali bau o, an den Wagen
heran und feuerte sein künstliches Stockgcwchr auf ihn ab. Nur
der glückliche Umstand, daß der König gerade in dem Augenblicke
sich vor der grüßenden Wache verneigte, rettete ihm das Leben.
Die Kugel schlug seitwärts in die Decke des Wagens. Der Mör¬
der ward ergriffen und empfing nach wenigen Tagen mit grä߬
licher Kaltblütigkeit den Tod von Henkers Hand. Noch immer
entbehrt Frankreich mit Schmerzen des inneren Friedens, welcher
den friedlichen Bürger beglückt, dem Landmannc zum Segen ge¬
reicht und dem Handel Gedeihen gibt; ob für Krieg der Würfel
fallen werde, ob für Frieden, liegt in Gottes Hand.
Ganz Europa ward plötzlich von der Nachricht der neuen
Revolution in Frankreich ergriffen. Überall regte der Geist der
Freiheit seine Schwingen. Viele Völker erwachten wie aus
langem Schlafe zu einem neuen Bewußtsein. Reine und unreine
Leidenschaften, Einsichten und Vorurtheile mischten sich in die
Aufregung der Gemüther. Der Rausch, den sich Viele an diesen
Begebenheiten getrunken hatten, betäubte ihre Gemüther; der Glanz
der neuen Freiheit blendete ihre Augen. In mehren Staaten
fand das Beispiel Frankreichs Nachahmung.
85. Revolution in Belgien, im August 1830.
Durch Sprache, Religion und Sitten getrennt, blieben die
beiden benachbarten Völker, Holländer und Belgier, sich stets
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