Full text: Geschichte der neueren und neuesten Zeit (Theil 3)

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dort die Waffen niederzulegen. Skczynecki selbst unternahm es, 
Lithauen mit sich zu vereinigen, anfangs mit sehr glücklichem Er¬ 
folge; doch bald darauf von den Russen mit Übermacht angegrif¬ 
fen, entging er nur nach Wundern der Tapferkeit bei Ostro- 
lenka am 26. Mai 1831 der Vernichtung, und drei Befehls¬ 
haber, Chlapowski, Gielgud und Roland, wurden mit ihren Ab¬ 
theilungen unter steten Kämpfen bis auf's preußische Gebiet ge¬ 
drängt, wo man gleichfalls Niederlegung der Waffen forderte. 
Unterdeß durchzog die asiatische Cholera, eine wüthende Seuche, 
welche wahrscheinlich mit den Russen von der türkischen Grenze 
gekommen war, wie ein Würgengel, vor ihr der Schrecken, hinter 
ihr der Tod, nach und nach fast alle Lander Europas. Am 9. 
Juni raffte sie plötzlich den General Diebitsch dahin und bald 
nach ihm auch den Großfürsten Konstantin. Nun übernahm 
Paskewitsch den Oberbefehl des russischen Heeres. Im Juli be¬ 
werkstelligte er glücklich den Übergang über die Weichsel, ohne von 
Skczynecki gehindert zu werden; dieser hoffte nämlich auf Hülfe 
bald von Frankreich, bald von England, und suchte durch Ver¬ 
meidung einer Hauptschlacht den Krieg in die Lange zu ziehen, 
bis Beistand von außen käme. Allein der ersehnte Beistand kam 
nicht, und die Lage der Polen wurde mit jedem Tage trauriger. 
Der Kern ihrer Truppen war bereits in den vielen Gefechten ge¬ 
fallen; das noch übrige Haustein konnte nicht durch neue ver¬ 
stärkt werden. Ec zog sich deshalb vor der Übermacht kampfend 
zurück bis unter die Mauern Warschaus und legte seine Stelle 
nieder. Der General Prondzinski wurde jetzt Oberbefehlshaber 
der Truppen, und der kühne Krukowiecki Kommandant in Warschau. 
Paskewitsch langte vor den Thoren Warschaus an und 
schickte am 5. September einen Offizier in die Stadt, um sie 
im Namen seines Kaisers zur Unterwerfung aufzufordern und da¬ 
gegen Gnade und Vergessenheit alles Geschehenen zu verheißen. 
Allein diese Worte des Friedens und der Versöhnung wurden 
hartnäckig zurückgewiesen. Am 6. mit Tagesanbruch rückten da¬ 
her die russtschen Truppen zum Sturme vor. Nach einer zwei- 
» tägigen äußerst hartnäckigen Vcrtheidigung, nachdem bereits Schan-
	        
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