Beschreibungen und Schilderungen.
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es in Treuen ehrt und mit Verständnis pflegt. Wir olle können ihm nicht
genug dafür danken; es erhält uns ein glänzendes Bild dessen, was keine
Schilderung uns vormalen und, wenn es einmal dahingegangen, keine noch
so geschickte Nachahmung zu ersetzen imstande wäre. Die Stadt ist einzig in
ihrer Art, denn sie ist nicht Kopie, sondern Original; und obwohl herab¬
gestiegen von ihrer einstigen Höhe, hat sie rasch eine andere erklommen, die
nicht minder achtunggebietend ist und zugleich unser ganzes Herz besitzt.
Nicht mehr, wie in alten Zeiten, verteidigt hinter diesen Mauern Gustav
Ädolf die Stadt gegen Wallenstein und Tilly, sondern durch diese Tore
ziehen friedliche Gäste herein, die willkommen sind, wenn sie es einige Tage
sich hier gefallen lassen. Nicht mehr singen die „Meister des Handwerks",
noch „arbeiten" sie in „eingeschlossenen Gilden", — die Gewerbefreiheit hat
auch diesen Bau zerstört —; aber ihre Tabulaturen und Fahnen, ihre silbernen
Becher, Innungszeichen samt Lade, Schaustück und alledem werden jetzt im
Nathause aufbewahrt, „der vergangenen Zeit zur Ehr, den kommenden zur
Lehr". Nicht mehr sind die Reichskleinodien ausgestellt in der alten Burg
Barbarossas; aber mit Ehrfurcht betritt man den Hof mit der 800jährigen
Linde, das Schloß und die Halle, den Sitz der ehemaligen Burggrafen von
Nürnberg, die Wiege des neuen deutschen Kaisergeschlechtes; dicht aneinander,
wie weiter oben in schwäbischen Landen Hohenstaufen und Hohenzollern,
grenzt hier das Alte an das Neue, wie wenn durch die Jahrhunderte hin ein
geheimer Zusammenhang oder Gegensatz bestanden habe, dem es vorher bestimmt
war, sich auszugleichen zur Vollendung deutschen Wesens. Ein Habsburger
war es, Rudolf von Hubsburg selbst, der den ersten Zollerngrafen hier
eingesetzt; Fehden entstanden daraus, als der Lehensmann wuchs: bittere
Kriege zuletzt, und wie lange, lange hat es gedauert bis zu jenem schönen
Tage, da der ehemalige Lehensherr, ein gefeierter, hochwillkommener Gast
im Königsschlosse zu Berlin, unter zwei von dort datierte Verordnungen
schrieb: „Gegeben in der Hauptstadt des Deutschen Reiches am 11. Sep¬
tember 1872."!
Die Burg von Nürnberg ist in neueren Zeiten wieder wohnlich hergerichtet
worden; König Maximilian II. von Bayern und seine Gemahlin haben hier
oft und gerne Hof gehalten. Im Jahre 1866 hat auch der jugendliche König
Ludwig hier geweilt. Die Zimmer des Königes und der Königin sind noch
vollständig so erhalten, wie sie erstere verlassen haben; und trauliche Zimmer
sind es mit gebräuntem Balkenwerke und Nischen in den Mauern und kleinen
Fenstern, aus denen man einen Blick hat auf die gute, gewerbreiche Stadt
Nürnberg und die weite Ebene, welche sie umgibt. Tief unten vom Fels¬
grunde herauf wächst einiges Grün, die Gräben haben sich mit Baum und
Strauch bedeckt, und um den alten Heidenturm rauschen die Pappeln. An
dem großen Tore, niit dem Reichsadler geschmückt, klopft gern der Fremde,
um in die Burg einzutreten und sich erzählen zu lassen von der alten Zeit
und den alten Kaisern, die hier residiert. Mit einem Rudolf zur Linken
und einem Adolf zur Rechten besteigen wir die Burg, wo Kaiser Rotbart
selbst uns empfängt, und wenn wir sie verlassen, so steht schon Albrecht
Dürer da, um uns mit Veit Stoß und Peter Bischer bekannt zu machen,
oder Hans Sachs erwartet uns, um uns den Sebalder Pfarrhof zu zeigen,
dieses reizende, alte Haus niit seinen Chörlein und Steinverzierungen wie
Erkelenz, Deutsches Lesebuch. HI. Teil. 6. Aufl. 12