206
und riefen: „Leben und Blut! wir sterben für Maria Theresia!"
Ganz Ungarn griff freudig zu den Waffen; fünfzehntausend Edel¬
leute, alle wohl beritten und völlig gerüstet, waren schon inner¬
halb weniger Wochen bei Presburg versammelt und brannten vor
Kampflust für ihre Königin. In kurzer Zeit war Ostreich befreiet,
Baiern erobert; und an demselben Tage, an welchem der neue
Kaiser Karl VN. in Franksurt die deutsche Krone aufsetzte, rückten
die Ostreicher unter dem General Bärenklau in seine Residenz
München ein. Nicht so glücklich aber waren sie gegen den König
Friedrich. Dieser war von Schlesien aus in Mahren eingedrungen,
und seine Husaren verbreiteten Schrecken bis vor die Thore Wiens.
Zwar gelang es dem Prinzen Karl von Lothringen, die Preußen
nach Böhmen zurückzutreiben; hier aber, bei Ehotusitz, unweit
Ezaslau, wurde er am 17. Mai 1742 nach einem langen
zweifelhaften Kampfe geschlagen. In Folge dieses neuen Unglückes
schloß Theresia am 11. Juni 1742 zu Breslau mit den Preußen
Frieden, welchem auch Sachsen kurz nachher beitrat. Preußen
erlangte durch ihn ganz Ober- und Niederschlesten nebst der Graf¬
schaft Glatz, mit Ausnahme von Tropau, Jagerndorf und des
Gebirgstriches jenseits der Oppa.
Nachdem die Kaiserin sich auf diese Weise von ihrem ge¬
fährlichsten Gegner befreit hatte, trat sie um so muthiger gegen
ihre übrigen Feinde auf den Kampfplatz. Der Prinz von Loth¬
ringen ging schnell auf Prag los und schloß hier die Franzosen
ein. Die Noth der Belagerten stieg auf's höchste, ansteckende
Krankheiten rafften Taufende dahin. Da endlich vertrauete der
Marschall Belleisle seine Rettung einem kühnen Unternehmen.
Mitten im Winter brach er mit vierzehn tausend Mann, die er
noch hatte, heimlich auf und entkam über hochbeschneite Gebirge
und Bergthäler, wenngleich nicht ohne großen Verlust, nach Eger.
Bald darauf ergab sich Prag, und nun war ganz Böhmen wieder
in östreichischen Händen. Zu diesem Unglücke der Franzosen kam
noch ein zweites. Der König Georg hatte für Theresia wieder
die Waffen ergriffen. Er schlug die Franzosen unter Noialles
bei Dettingen am Main (27. Juni 1743) und jagte sie über