— 115 —
2. Herzog Friedrich Wilhelm von Braunschweig. Auch dieser Held, dessen
väterliches Erbe seit 1806 in den Händen der Franzosen war, vollbrachte eine
kühne Tat, um ganz Deutschland gegen den Erbfeind zum Aufstand zu bewegen.
Im österreichischen Schlesien bildete er sich im Sommer 1809 eine berittene Frei—
schar, die wegen des schwarzen Waffenrockes und des Totenkopfes auf dem Tschako
die „Schwarze Legion der Rache“ genannt wurde. Mit dieser Schar, die etwa
2000 Mann zählte, zog der „Schwarze Herzog“ mit unglaublicher Kühnheit durch
Böhmen, Sachsen und das westfälische Königreich, erstürmte Halberstadt und er—
reichte glücklich seine Vaterstadt. Hier übernachtete er jedoch nicht im Schlosse,
sondern wie gewöhnlich mitten zwischen seinen Kriegern unter freiem Himmel und
auf Stroh. Nach einem Rasttage traf er mit einem französischen Korps zusammen,
mußte sich aber vor der fast dreifachen Übermacht der Feinde zurückziehen. Bald
darauf erreichte er die Mündung der Weser und schiffte sich mit seinen Getreuen
nach England ein. „Das ist ein tapferer Kriegsmann,“ soll Napoleon ausgerufen
haben, als er von der kühnen Tat des Herzogs hörte. Auch Deutschland sah
mit Bewunderung auf den Helden, aber sich mit ihm zu erheben, das wagte
es noch nicht; denn die Gewalt Napoleons war noch zu groß. — 1815 starb der
Herzog im Kampfe gegen die Franzosen bei Quatrebras kattrbrah] den Heldentod.
3. Hofer. Im Jahre 1805 besiegte Napoleon die Osterreicher und Russen
in der sogenannten Dreikaiserschlacht bei Austerlitz in Mähren. Durch den darauf
folgenden Frieden zu Preßburg verlor Osterreich Tirol, das an Bayern abgetreten
werden mußte. Aber die Tiroler hingen mit treuer Liebe an ihrem österreichischen
Herrscherhause und erhoben sich 1809 gegen die Fremdherrschaft. An ihrer Spitze
stand Andreas Hofer, der „Sandwirt im Passeyertale“. Um den Aufruhr zu
dämpfen, schickte Napoleon zahlreiche Truppen nach Tirol. Es kam zu heftigen
Kämpfen. Endlich siegten die Franzosen. Hofer flüchtete mit Weib und Kind
in eine entlegene Sennhütte und verbrachte hier 2 Monate unter Eis und
Schnee. Sein Vaterland zu verlassen, konnte er sich nicht entschließen, obwohl
ihn der Kaiser Franz selbst einlud, nach Wien zu kommen. Die Franzosen boten
alles auf, seiner habhaft zu werden; sie drohten und boten Belohnungen, aber es
schien alles vergeblich. Da endlich fand sich ein Verräter, der den Feinden den
Aufenthaltsort Hofers anzeigte. Als die Franzosen plötzlich eines Morgens um
5 Uhr vor der Sennhütte erschienen, trat Hofer unerschrocken unter sie und
ließ sich freiwillig fessein. Seine Frau und seine Kinder erhielten die Freiheit;
er selbst aber wurde nach Mantua geführt und daselbst auf Napoleons ausdrück—
lichen Befehl erschossen. (1810.)
Auf dem Richtplatze angelangt, sollte er niederknien und sich die Augen verbinden
lassen. Er aber sprach: „Das tu' ich nit, will sterben, wie ich stehe, und wie ich stand und
stritt, so wie ich steh' auf dieser Schanz', es leb' mein guter Kaiser Franz, mit ihm sein
Land Tirol!“ Dann kommandierte er selbst „Feuer!“ Doch die zwölf Soldaten, die ihn
erschießen sollten, trafen schlecht. Erst die dreizehnte Kugel, die Kugel des befehlenden
Offiziers, machte seinem Leben ein Ende. (GGedicht: Zu Mantua in Banden ꝛc.)
g. Tod der Königin Tuise.
Die Königin Luise, die den Tag der Befreiung so sehr ersehnte, sollte ihn
nicht erleben. Der Gram über das Ünglück ihres Landes nagte ihr am Herzen.
Nur noch einmal fühlte sie sich recht beglückt, als sie kurz vor Weihnachten 1809
an der Seite ihres Gemahls in das geliebte Berlin einziehen konnte. Im
Sommer 1810 reiste sie zu ihrem Vater nach Strelitz und bezog das Lustschloß
Hohenzieritz. Dort wurde sie bald sehr krank; ein heftiges Brustleiden stellte