Full text: Geschichte des Alterthums (Bd. 1)

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Ernste Richtung der Poesie. 
Bürgerfeste und Bürg erspiele, kurz die schönen Erscheinungen 
des freien städtischen Lebens, welches in Griechenland nach dem 
Untergang der Herrschaft der Stammsürsten begonnen hatte. 
ThrtäuS ans Athen oder Milet (um 680), Archilochus aus 
ParoS (um 660), Alkman aus Lydien (um 670), Alcäus aus 
Mitylene (um 600), Sappho auö Mitylene (um 600), JbycuS 
aus Rhegium (um 592), Anacreon aus Teos (um 530), Si- 
monides aus Keos (um 490), Pindaros aus Theben in Böo- 
tien (um 490) dichteten um bt^fe Zeit. Von allen Werken 
der griechischen Lyriker, Pindar ausgenommen, sind uns aber 
nur wenige, theils größere, theils kleinere Bruchstücke übrig. 
Als der erhabenste Sänger ward Pindaros von den Griechen 
verehrt. 
15. Ernste philosophische Richtung der Poesie. 
Früh war der Endzweck des Lebens und die Bedeutung 
der Götter ein Gegenstand des Nachdenkens geworden. Die 
Ansicht, daß das Erdenleben eine Gefangenschaft der Seele, 
der Leib ihr Grab trjg Yw/^§) sey, findet sich bereits 
bei den Orphikern vor, die mit Orpheus an ihrer Spitze Grie¬ 
chenland als seine ältesten Dichter ansah. Orientalische An¬ 
schauungsweise herrschte offenbar im Anfänge vor, so daß die 
Lehre von der Seelenwauderung selbst noch von Pindar ausge¬ 
sprochen ward. Allein die oft finsteren Lehren der Orientalen 
gestalteten sich bei den Griechen viel freundlicher und heiterer. 
Homer läßt noch die Abgeschiedenen als nichtige Schatten den 
Hades bevölkern. Bei Hesiod erscheinen sie als glückselig, da sie 
dem irdischen Kummer entrückt sind. Pindar aber erklärt das 
Geschlecht der Götter und Menschen für Eines, («V ävögwv, «V 
(ov yevog), obwohl er andrerseits von der Vergänglichkeit alles 
Irdischen so durchdrungen ist, daß er in dem Menschen nur den 
Schatten eines Traumes erblickt (cxiag ovag av&gconog). Auch 
die Ansicht von dem Anfänge der Dinge und dem Riesen¬ 
kampfe der Naturkräfte (Titanen) mit den unsterblichen Göttern 
ward eine andere. Zeus, der den Chronos entthronte, ver¬ 
schlingt, nach den sogenannten orphischen Gesängen, die in das 
Ende dieses Zeitraumes fallen, die, einer besseren Zukunft nicht 
mehr angemessene Welt, um sie als seine Schöpfung, die er 
ganz dnrchdringt, wieder an das fröhliche Licht M bringen.
	        
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