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beschlossen, sich von Dänemark loszulösen. Freiwillige eilten ans
Deutschland zu ihrer Unterstützung herbei. Auch deutsche Bundestruppen,
darunter die preußischen Garden, kamen den Herzogtümern zu Hilfe.
Obgleich die Dänen zurückgedrängt wurden, verlief der Krieg doch
ergebnislos. Durch die dänische Flotte litt Preußens Seehandel
außerordentlich. Der Mangel einer Kriegsflotte machte sich sehr
fühlbar. Österreich war bestrebt, zu zeigen, daß nicht Preußen,
sondern allein der Bundestag die deutschen Angelegenheiten zu ordnen
habe. Rußland ließ merken, daß es den Dänen beistehen werde,
und auch England stand auf ihrer Seite. Aus Besorgnis, mit
diesen Mächten in Streit zu geraten, zog Friedrich Wilhelm seine
Truppen aus Schleswig-Holstein zurück.
2. Die Fürsten von HohenZollern-Sigmaringen und Hechingen
traten ihre Länder vertragsmäßig an Preußen ab. — Den Jade¬
busen erwarb der König durch Kauf von Oldenburg und ließ zur
Bergung der jungen preußischen Kriegsflotte den Kriegshafen Wilhelms¬
haven anlegen.
f e) Sorge für die WolksrvoykfahrL.
In die Regierungszeit Friedrich Wilhelms IV. fällt der ge¬
waltigste Fortschritt auf allen Gebieten des wissenschaft¬
lichen, künstlerischen und gewerblichen Lebens. Durch den
Eisenbahnbau uud die Telegraphenverbindungen wurden Handel und
Verkehr völlig neugestaltet und zu einer vordem ungeahnten Blüte
geführt.
1. Die Wissenschaft stellte sich auch in den Dienst des Acker¬
baues. Auf den Landwirtschaftsschulen wurden tüchtige Landwirte
ausgebildet. Der selbständig gewordene Bauer hatte inzwischen ge¬
lernt, seinen Vorteil wahrzunehmen. Was er bei anderen sich be¬
währen sah, ahmte er nach. Er bestrebte sich fortgesetzt, wüstes Land
urbar zu machen. Wozu sonst die Regierung anregen mußte, das
that jetzt der Besitzer aus freiem Antriebe. Durch treuen Fleiß und
ausdauernde Pflege rang er dem Boden ab, was ihm die Natur
versagt hatte.
2. Die wichtigsten Fortschritte verdankt die Industrie in dieser
Zeit der Dampfkraft und dem Maschinenwesen. 1843 fand die erste
deutsche Gewerbeausstellung in Berlin statt. Auf den Weltaus¬
stellungen (1851 in London, 1855 in Paris) zeigte sich schon, daß
der Deutsche das Ausland in einzelnen Zweigen überholt, in anderen
erreicht hatte. Die Erzeugung von Geweben und Eisenwaren erlangte
eine hohe Stufe der Vollendung (Elberfeld-Barmen, das deutsche