Full text: Geschichte des Alterthums (Bd. 1)

76 David's Psalmen und Vorbereitung zum Tempelbau. 
strenger Buße nach begangenen Fehltritten hielt er seine Seele 
in einer poetischen Stimmung, deren Ergüsse durch alle Zeiten 
einen unvergänglichen Zauber außübten. Der Inhalt der Da- 
vidischen wie der späteren Psalmen bezieht sich jedoch nicht blos 
auf Ereignisse im Leben David's und des israelitischen Volkes. 
In ihrem höchsten Aufschwünge enthüllen sie die Geheimnisse der 
Zukunft und die Schicksale des künftigen Erlösers der Welt, wel- 
, cher ja die Herrschaft eines himmlischen Jerusalems bereiten, 
Juden und Heiden, alle Völker der Erde unter Seinem milden 
Scepter vereinigen sollte. 
5. David's Vorbereitungen zum Tempelbau. > 
Dem Ansehen, welches die Israeliten und ihr König un¬ 
ter den übrigen Völkern erlangten, war es angemessen, daß in 
Jerusalem, wo bereits die Burg David's getäfelt mit den 
Cedern des Libanon prangte, die Stiftshütte, das Gezelt Jeho- 
vah's, in einen festen Tempel umgewandelt wurde. Die Zei¬ 
ten, wo die Existenz der Juden jeden Augenblick durch die um¬ 
liegenden Völker in Frage gestellt wurde, waren vorüber; der 
Tag war angebrochen, den der Stammvater Jakob auf dem 
Todbette verkündet hatte: „es siegte der Löwe aus dem Stamme 
Juda" und es war deshalb auch David's fester Wille, dem Herrn 
der Heerschaaren einen Tempel zu begründen, dessen Pracht alle 
Tempel der falschen Götter verdunkeln sollte. Seit die Stifts¬ 
hütte von Schiloh nach dem Berge Moria (K. III. n. 2) 
gebracht worden war, waren auf des Königs Befehl 24,000 
Leviten zum Dienste der Priester bestimmt; 4O0O allein zur 
Wache bei dem Heiligthume; 6000 entschieden nach dem In¬ 
halte des Gesetzes die streitigen Fälle und dienten zur Verbrei¬ 
tung der Kenntniß desselben. Auf den Schwingen erhabener 
Melodien drangen die Psalmen des königlichen Sängers zu 
Gottes Thron empor und verkündeten den Völkern die Wohl- 
thaten Desselben. Auch mit dem Baue des Tempels sollte nicht 
länger gesäumt werden. Alle Anstalten wurden von David dazu 
getroffen. Aber so wenig es dem Gesetzgeber des alten Bun¬ 
des, Moses, vergönnt war, das gelobte Land zu betreten, so wenig 
war es David, dessen thatenvolles Leben eine fast ununterbro¬ 
chene Reihe von blutigen Kämpfen bildete, vergönnt, den Tempel 
Jehovah's zu vollenden.
	        
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