Object: Ein Besuch im Benediktiner-Kloster (H. 3)

Da fütterten sich bie Stinten ber Aliett, als wäre jebent ein 
Stein vom Herzen"gefallen, beifällig nickten bie Kapuzen, unb ber 
Abt war bes verstänbigen Wortes nicht unbewegt unb sprach: „Für- 
wahr, oftmals offenbart ber Herr einem Jüngeren bas Dienlichste. 
Bruber Ekkeharb, Ihr feib sanft wie bie Taube unb klug wie bie 
Schlange, so sollt Ihr bes eignen Rats Vollstrecker sein." — Der 
Abt pflog noch eine lange, flüsternbe Verhanblung mit Gerolb bem 
Schaffner wegen bes Vesperimbisses. 
10. Dann stieg Herr Cralo von seinem Steinsitz unb zog mit 
ber Brüber Lchar beit Gästen entgegen. Die waren braußen schon 
breimal um bes Klosters Umsriebung herumgeritten unb hatten sich 
mit Glimpf unb L-cherz bes Wartens ltttgebulb vertrieben. In 
eintöniger Tonweise kamen jetzt bie schweren Klänge bes Lobliebes 
auf beit heiligen Benebiktus aus bem Klosterhof zu bett Wartenben 
gezogen. Das schwere Tor knarrte auf; heraus schritt ber Abt, paar¬ 
weise, langsamen Ganges ber Zug ber Brüber; bie beiben Reihen 
erwiberten sich bie Strophen bes Hymnus. Dann gab ber Abt ein 
Zeichen, baß ber Gesang verstumme, unb eröffnete bie Bebingung, 
bie sie auf bett Eintritt gesetzt. 
Da sprach Frau Habwig lächelnb: „Solange ich beit Zepter 
führe in Lchwabenlanb, ist mir ein solcher Borschlag nicht gemacht 
worben. Aber Eures Orbens Vorschrift soll von uns kein'Leibes 
geschehen; welchem ber Brüber haßt Ihr's zugewiesen, bie Lanbes- 
herrin über bie Schwelle zu tragen?" Da sprach ber Abt: „Das 
ist bes Pförtners Amt; bort steht er." — Anmutig sprang sie aus 
bem Bügel, trat auf bett Pförtner zu unb sprach: „So tut, was 
Eures Amtes!" — Ekkeharb umfaßte mit starkem Arm bie Herzogin, 
unb fröhlich schritt er unter seiner Bürbe über bie Schwelle, bie 
fein Frauenfuß berühren bürste, ber Abt ihm zur Seite; Kämmerer 
unb Dienstmann folgten. Hoch schwangen bie bieitenben Knaben 
ihre Weihrauchfässer, unb bie Mönche wanbettelt in gehoppelter 
Reihe, wie sie gekommen, hinterbrein, bie letzten Strophen ihres 
Lobliebs singeitb. Als Ekkeharb im kühlen Klostergang seine Bürbe 
mit schüchternem Anstanb abgesetzt hatte, banste ihm bie Herzogin 
mit anmutvoller Hanbbewegung. Ittbessett hatten zwei ber Brüber 
eine Truhe herabgeholt; sie stanb geöffnet im Gang. Drein griff
	        
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