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Gläser von verschiedener Größe; nach wenigen Tagen hatte er 
schon die Art erfunden, wie zwei und zwei zusammengesetzt 
werden müßten, um entfernte Gegenstände dem Auge näher zu 
bringen. Das erste Fernglas der Art vergrößerte nur 9mal. 
Nach 6 Tagen reiste ec nach Venedig, und setzte hier ein zwei¬ 
tes zusammen, welches 60mal vergrößerte, und ehe er noch 
von hier zurückreiste, brachte er noch ein drittes zu Stande von 
einer lOOOsältigen Vergrößerung. Aber sein Hauptvcrdienst be¬ 
stand in der Anwendung der Erfindung auf die erhabenste aller 
menschlichen Wissenschaften, die Sternkunde. Er richtete das 
neuerfundene Instrument gen Himmel, und siehe da! Tausende 
von Welten, die bisher dem Auge verborgen geblieben waren, 
zeigten sich ihm nun, und nun erst erkannte man mit Be¬ 
stimmtheit, wie unrichtig die Systeme des Ptolcmäus und des 
Tycho de Brahe, und wie richtig das copernicanisehe sey. Zu¬ 
erst betrachtete Galilei den Mond, und erkannte hier, daß die 
Flecken Berge, Lhäler und vielleicht Meere wären, ja er be¬ 
rechnete schon die Höhe der Mondberge aus ihrem Schatten. 
Ferner entdeckte er, daß die Planeten kein eigenes Licht hatten, 
sondern es, wie die Erde, von der Sonne erhielten. Von die¬ 
sen Sternen schwang er sich zu den Fixsternen hinauf. Wie 
erstaunte er, als nun wohl zehnmal mehr Sterne seinem Auge 
sichtbar wurden, als man bisher gesehen hatte! Allein im 
Orion sah er 500 neue Sterne, und als er die Milchstraße 
betrachtete, entdeckte er, daß der matte Schein sich in zahllose 
Sterne auflöse, die zu entfernt wären, als daß das unbewaff¬ 
nete Auge sie einzeln erkennen könnte. Auch lösten sich nun 
die Nebelftecke in eine Masse von unzähligen Sternen auf. Daß 
kr, trunken vor Freude und Bewunderung, nun jede sternen¬ 
helle Nacht zu Beobachtungen benutzte, braucht wohl nicht erst 
gesagt zu werden. „Ich bin vor Verwunderung außer mir," 
schrieb er an einen Freund, „und sage Gott unendlichen Dank, 
daß cs ihm gefallen hat, so große und allen Jahrhunderten 
unbekannte Wunder durch mich zu entdecken." Jedes Jahr be¬ 
reicherte er die Wissenschaft mit neuen Entdeckungen. So fand 
er, daß der Jupiter vier Monde habe. Dann richtete er seinen 
Blick auf die Sonne, und nahm wahr, daß die Sonnenstecke
	        
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