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los, wenn nur Friedrich nicht an sich selbst verzweifelt hätte. 
Mansfelds Truppen standen noch unvermindert da, Gabor 
konnte täglich den Frieden mit dem Kaiser brechen, und dadurch 
den Böhmen Luft machen; Krankheiten und Winter konnten 
die Kaiserlichen zurücktreiben. Aber Gott verlaßt den Menschen, 
der sich selbst verläßt. Friedrich eilte nach Breslau, und nach 
einem kurzen Aufenthalte von hier über Berlin nach Holland; 
denn die Pfalz war bereits von den Spaniern besetzt. Thum 
und andere Anführer flohen nach Mahren und weiter nach 
Siebenbürgen. 
Schon am Tage nach der Schlacht öffnete das bestürzte 
Prag seine Thore; ganz Böhmen stand nun dem Kaiser offen. 
Voll Angst erwarteten die Einwohner die Strafe des Kaisers; 
aber ein Tag nach dem andern ging ruhig hin; schon glaubten 
sie, er habe ihnen verziehen, und mehrere der Geflüchteten kehr¬ 
ten daher wieder zurück, als plötzlich nach drei Monaten an 
einem Tage 43 der vornehmsten Theilnehmcr festgenommen 
wurden. Es wurde ein Gericht niedergesetzt, welches ihr Be¬ 
tragen untersuchen sollte, und viele Aehnlichkcit mit Alba's 
Blutrathe hatte. Von den Geflüchteten wurden 29 citirt, und 
da sie nicht erschienen, so wurden sie als Verbrecher der belei¬ 
digten Majestät ihres Lebens und ihrer Ehre für verlustig er¬ 
klärt, und ihre Güter eingczogen. Das letztere geschah auch 
mit den Gütern der indeß Verstorbenen. Von jenen 43 wur¬ 
den 27 zum Tode verurtheilt, und in Prag öffentlich hinge- 
richtct. Fast alle starben mit großer Standhaftigkeit. Die 
übrigen 16 wurden theils zu ewigem Gefangniß verurtheilt, 
theils des Landes verwiesen. Von 728 Herren und Rittern 
wurden die Güter ganz oder doch zum Theil cingezogen. Den 
Majestätsbrief Rudolphs 2. zerschnitt Ferdinand mit eigener 
Hand, und verbrannte das Siegel, und da er den Glauben 
hatte, daß ein Fürst, der in seinem Lande eine andere als die 
katholische Lehre dulde, kein Heil und keinen Segen hätte, so 
beschloß er die evangelische Lehre in Böhmen ganz auszurotten. 
Den Anfang machte er mit den Ncformirtcn, deren Prediger 
binnen 8 Tagen das Land räumen mußten. Im folgenden 
Jahre wurden auch die lutherischen Geistlichen und Schullehrer
	        
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