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nicht zu ftyn. Gehen Sie nicht auf den Ball; man trachtet 
Ihnen nach dem Leben." Gustav lächelte, und hielt es für 
einen schlechten Spaß. Sein Oberstallmeister, Baron v. Essen, 
bat ihn, nicht zu gehen, wenigstens nicht unbepanzert; aber er 
verwarf den Nath als ein Zeichen von Zaghaftigkeit. Nach 
der Oper, um Mitternacht, erschien er an Essens Arm, maskirt 
zwar, aber leicht an seinen Orden und seiner Begleitung zu 
erkennen. „Wir wollen doch sehen," sagte er, „ob sie es 
wagen werden, mich zu ermorden." Ein dumpfes Gemurmel: 
„da ist der König!" lief von Mund zu Mund durch den 
Saal. Zwei an den entgegengesetzten Seiten des Saals ste¬ 
hende Hausen von Masken näherten sich einander, und durch¬ 
kreuzten sich da, wo der König sich befand. Dadurch entstand 
ein augenblickliches Gedränge um denselben. Jetzt siel ein Pi¬ 
stolenschuß; der König sank in Essens Arme, und rief: „ich 
bin verwundet durch eine schwarze Maske!" -- Man brachte 
ihn schleunig in fein Zimmer, welches er im Opernhause hatte, 
und schickte nach Wundärzten. Um die Verwirrung zu ver¬ 
mehren, hatten die Verschworenen im Augenblicke der Ermor¬ 
dung geschrien: „Feuer! Feuer! Der Saal stürzt ein!" In 
wildem Gedränge suchte Jeder den Ausgang zu gewinnen. 
Allein eben langte der Polizeilieutenant mit starker Wache an. 
Alle Ausgänge wurden besetzt, und Jeder in den Saal zurück- 
gedrängt, in dessen Mitte man einen Tisch stellte, an welchem 
der Polizeilieutcnant die Namen jedes Anwesenden aufschrieb. 
Hier schon fiel der Verdacht auf einen gewissen Ankerström, 
Offizier in der blauen Garde; nur die Beweise fehlten noch. 
Um vier Uhr Morgens war die Untersuchung zu Ende, und 
Jeder begab sich nach Hause. Aber wie die Vorsehung es ge¬ 
wöhnlich so fügt, daß oft durch-unbedeutende Umstände die 
Verbrecher entdeckt werden, so auch hier. Man fand im Saale 
einen Dolch und zwei Pistolen. Die Waffenschmiede wurden 
befragt, ob sie dieselben kennten? Einer von ihnen erklärte, 
er habe die Pistolen an den Herrn von Ankerström verkauft. 
Sogleich wurden ec und an zwanzig seiner Freunde eingezo- 
gen. Er leugnete nicht, aber nur er wurde am Leben gestraft. 
Er mußte drei Tage, täglich einige Stunden, äm Pranger
	        
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