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gethellt. Volksredncr und Nednerinnen hielten im Palais Royal
(einem öffentlichen Garten, oder vielmehr Platze, welcher rings¬
um mit Kaufmanns- oder Restaurateurgewölbcn umgeben ist,
und wo sich täglich eine ungeheure Mcnschcnmasse sammelt) von
Tischen herab Reden an das Volk, und forderten es auf, am
folgenden Tage nach Versailles zu ziehen, um den König und die
Königin zu fragen, woher der Brotmangel entstanden scy.
Als der 5te Oktober (1789) anbrach, war ganz Paris in
unruhiger Bewegung. Männer in Fraucnskleidcrn, und betrun¬
kene Weiber, unter denen sich die Fifchweiber (die sogenannten
Damen der Halle) auszeichneten, zogen schreiend durch die Stra¬
ßen, und rissen Alle, die ihnen begegneten, mit sich. Die Sturm¬
glocken läuteten, die Trommeln wirbelten. Alles strömte nach
dem Greveplatze, auf welchem das Stadthaus steht, und schrie
laut nach Brot. Die Nationalgarde, die Ordnung hätte stiften
sollen, weigerte sich, die Waffen gegen den tobenden Haufen zu
gebrauchen. Einige stürmten das Stadthaus, drohten den gan¬
zen Bürgerrath an die Laternen zu hängen, und plünderten die
Cassen und Waffenmagazine. Endlich stellte sich Maillard,
ein Kerl in einem abgeschabten schwarzen Kleide, der schon bei
der Erstürmung der Bastille voran gewesen war, an die Spitze
des Haufens, und führte ihn nach Versailles ab. — Gleich dar¬
auf füllte sich der Greveplatz aufs Neue. Die französische Garde,
die längst von Orleans und Mirabeau dem Könige untreu ge¬
macht worden war, marschirte auf. Nationalgarbisten, Pöbel,
Weiber, Meuchelmörder, Leute von jedem Schlage drängten sich
dazwischen, Alle erfüllt vom Durste nach Mordthatcn, wenig¬
stens nach Gewalthatigkeiten. Mehr als 40,000 Menschen
schrien: „nach Versailles! nach Versailles!" Der Marquis de
la Fayette, derselbe, der an dem amerikanischen Freiheits¬
kriege so thätig Antheil genommen hatte, jetzt Befehlshaber der
Nationalgarde, sollte sie führen. Lange weigerte er sich, und
machte ihnen Vorstellungen; endlich setzten die Garden ihm die
Bajonette auf die Brust, wenn er sich nicht augenblicklich an
ihre Spitze stellte. Er mußte gehorchen, und um 5 Uhr Abends
brach der Haufen, trotz eines heftigen Regenschauers, mit 22 Ka¬
nonen unter wildem Freudengeschrei nach Versailles auf.
Nöss. Weltgesch, u, Lh, 3Ö
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