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ihm aber die Nachricht gebracht wurde, auch sein Sohn Johann 
habe ihn verlassen, da brach ihm das Herz. Er fluchte seinen 
Kindern, und starb vor Gram 1189. Daß es beiden Söhnen 
nicht gut gehen konnte, da des Vaters Fluch auf ihnen lag, 
können wir schon voraussetzen, weil die Weltgeschichte uns ohne 
Ausnahme lehrt, daß für die bösen Thaten der Menschen die 
Strafe nie ausbleibt. 
Um sein Gewissen zu beruhigen, unternahm der neue Kö¬ 
nig von England, Richard Löwenherz, sogleich den Kreuzzug, 
und vereinigte sich dazu mit Philipp August. Das dazu nö- 
thige Geld zusammenzubringen, wurde Geistlichen und Weltlichen 
eine Abgabe aufgelegt, die man den Saladinszehnten nannte. Auch 
dies Mal fand sich eine ungeheure Menge von Pilgern ein; 
man beschloß aber, statt des Landwegs durch Ungarn, lieber zur 
See die Reise zu unternehmen, um die Unfälle zu vermeiden, 
welche bis jetzt noch alle Kreuzfahrer, besonders in Klein-Asien, 
erfahren hatten. Die Engländer schifften sich in Marseille, die 
Franzosen in Genua ein, 1190.. Die anfängliche Einigkeit 
wurde schon getrübt, als beide Könige in Messina auf Sicilien 
ans Land stiegen. Noch größer wurde der Zwiespalt, als sie 
im folgenden Jahre vor der Stadt Akre landeten, und diese 
Stadt belagerten. Dennoch wurde endlich die Stadt erobert, 
weil beide Nationen sich wetteifernd anftrengten; die eine Hälfte 
wurde von den Engländern, die andere von den Franzosen in 
Besitz genommen. Herzog Leopold von Oe st reich glaubte, 
er habe für seine Deutschen auch das Recht, einen Theil zu be¬ 
setzen, und pflanzte seine Fahne auf einen der Stadtthürme 
auf. Darüber ergrimmte der stolze Richard, weil ein Herzog 
sich Königen gleich stellen wollte, und befahl, die Fahne abzu¬ 
reißen und in den Koth zu treten. Leopold war zu schwach, 
um widerstehen zu können; er verließ aber die Stadt, und 
nahm sich vor, bei Gelegenheit Rache auszuüben. 
Nicht geringer war die Erbitterung zwischen den beiden 
Königen. Beide machten auf die Insel Cypern Anspruch. Auch 
die Pilger waren mürrisch, weil sie bei der Theilung der 
Beute von Akre zu kurz gekommen wären. Kurz es war nir¬ 
gends Eintracht und einmüthiges Wirken. Zuerst verlor Phi-
	        
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