1. Theoretischer Teil.
1. Iie Wetgestattigkeit des ersten Ke schichtsunierrichls.
Die Frage nach der zweckmäßigsten Gestaltung des ersten
Geschichtsunterrichts ist noch immer viel umstritten. Zwar dürfte
jetzt allgemein das 4. Schuljahr als die geeignetste Zeit für den
Beginn des selbständigen Geschichtsunterrichts gelten; denn die
Versuche und Vorschriften, nach denen der realistische Stamm¬
unterricht der ersten Schuljahre, die Heimatkunde, bereits im dritten
Schuljahre sich spalten sollte, sodaß der Stundenplan neben der
rein geographisch betriebenen Heimatkunde einen gesonderten,
wöchentlich einstündigen, propädeutischen Geschichtsunterricht auf¬
weist, scheinen feinen besonderen Anklang zu finden. Die Heimat¬
kunde, als realistischer Stammunterricht vom ersten Schuljahr ab
betrieben, leistet mehr und Besseres für die Weckung des historischen
Sinnes, also für die Vorbereitung auf den selbständigen Geschichts¬
unterricht, als ein gesonderter „propädeutischer Kursus". Man
sollte daher einem solchen nicht mehr das Wort reden. Auch
der „neue Grundlehrplan der Berliner Gemeindeschulen" weiß
von einem besonderen „Vorkursus" nichts; er setzt den Anfang des
selbständigen Geschichtsunterrichts in das 4. Schuljahr und gibt
damit der Heimatkunde des 3. Schuljahres ihr Recht — und da¬
mit die Aufgabe, gleichzeitig propädeutischer Kursus für den Ge¬
schichtsunterricht zu sein, obwohl auch er eine planmäßig betriebene
Heimatkunde für das 1. und 2. Schuljahr nicht kennt, sondern
sich mit dem sog. Anschauungsunterrichte begnügt.
Aber über Stosfauswahl, lehrplanmäßigen Aufbau, Anordnung
innerhalb der einzelnen Lektion und über die uuterrichtliche Be¬
handlung hat die Methodik das letzte Wort noch nicht gesprochen.
Die Meinungen gehen dabei teilweise noch weit auseinander.
Zunächst die Stoffauswahl. Die für Preußen noch immer
zu Recht bestehenden Allgem. Bestimmungen vom 15. Oktober
1872 verlangen für den beginnenden Geschichtsunterricht in ber
Volksschule „Lebensbilber aus ber beutschen unb branbenburgischen
Geschichte", in ber Mittelschule „Biographien aus ber Weltge¬
schichte aller Zeitalter". Der von ber Köuigl. Regierung zu
Tecklenburg, Der erste Geschichtsunterricht. \