30
B. Die natürlichen Landschaften Elsaß-Lothringens.
(1267 m). In gleicher Weise wie der Gr. Belchen entsendet der Kahle
Wasen nach NW, N und NO Ausläufer. Der Hauptzug läuft spitz zu bis
nach Winzenheim und trägt hier am Rande gegen die Ebene die Ruinen von
Schloß (Egisheim, die Drei Exen, und die Trümmer von Hohlandsburg.
Bezeichnend für alle Kämme der Südvogesen ist die gleichmäßige Rundung
und die gewölbeähnliche Gipfelform, die in den Vogesen ebenso wie im
Schwarzwald als Belchen (Ballon) bezeichnet wird. Diese Erscheinung ist
eine Folge der gleichartigen Verwitterung der die Gipfel bildenden Gesteine,
besonders des Granits, aus dem die meisten Gipfel zusammengesetzt sind.
Dichter Wald deckt alle Zweige des Belchenzuges bis zu 1200 m Höhe- auf
den über die Waldregion emporragenden Gipfeln und Kämmen hingegen
dehnen sich herrliche Matten aus, auf denen zahlreiche Molkereien zerstreut
liegen. Stundenlang kann man hier in fast immer gleicher Höhe von Kuppe
zu Kuppe wandern und ungehemmt den Blick in die dunkeln Täler und über
die grünen Matten schweifen lassen.
Die Fecht, deren Tal die nördliche Grenze des Belchenzuges bildet, sammelt
ihr Wasser in einem weitverzweigten Quellgebiet, das zu beiden Seiten des Hohneck
liegt (Fig. 9, S.53). Die beiden hauptsächlichsten Quellbäche vereinigen sich unter
einem spitzen Winkel bei Münster (372 m). Das nördlichere Tal, durch das über
Sulzern die Schluchtstraße aufwärts geführt ist, heißt das Kleintal, das südlichere,
das von Metzeral (482 m) ab schon eine ziemliche Breite aufweist, das Großtal.
Unterhalb Münster ist das ebene, fruchtbare und industriereiche Tal zuerst östlich,
dann nordöstlich gerichtet und geht bei Türkheim (236 m) in die Rheinebene über.
Der vierte, zwischen dem Münstertal und dem Tale der Weiß gelegene
Abschnitt zeigt am wenigsten die Eigenschaften eines selbständig entwickelten
Seitenkammes. Der Zug zweigt sich vom Hauptkamm zwischen dem Forellen-
weiher und dem Schwarzen See ab und sinkt in seinem südöstlichen Verlaufe
schnell bis zu Höhen unter 1000 m herab. Von dem südlichsten Punkte des
Bogens gehen einzelne Äste nach N und zwingen den Weißbach zu einem
großen, nach N gerichteten Bogen. Dem letzten nordöstlich streichenden Zweige
ist der 976 m hohe Hohnack aufgelagert, eine mächtige Sandsteinmasse, die
unmittelbar auf kristallinischem Gestein ruht. Dem Verkehr bietet der Zug
im Gegensatz zu den drei südlicheren Seitenkämmen keine Schwierigkeiten,
Straßen sind nach den verschiedensten Richtungen darübergelegt, die Hauptstraße
verbindet Sulzern mit Urb eis im Weißbachtal.
Der Weihbach entsteht aus dem Abfluß des künstlich aufgestauten Weißen
Sees (Fig. 10, S. 54), mit dem sich etwas oberhalb Urb eis (490 m) der
Abfluß des Schwarzen Sees vereinigt. Verstärkt wird der Weißbach durch
das Wasser der schäumenden Bechine, die von Diedolshausen (680 m) über
Schnierlach der Weiß zueilt (360 m ü. d. M. am Zusammenfluß). Durch
ein einsames, schmales Wiesental fließt das Wasser in großem Bogen bis
Kaysersberg (242 m), wo der Gebirgslauf des Baches endet.
Unmittelbar nördlich vom Buchenkopf, nur durch das Tal der Weiß
davon getrennt, erhebt sich, über Diedolshausen steil ansteigend, ein fünfter,