tn Schweden.
287
stände; den Soldaten fehlte cs an ordentlicher Kleidung, sie hatten nicht
einmal Wehrgehenke, sondern trugen den Degen an einem Stricke über
der SM^er. Fast alles Geld war schon aus dem Lande, der Hof ließ
Papi^M^ fertigen und aus Kupfer wurden große Thaler geprägt, die
für voll gelten sollten und doch kaum einen Groschen werth waren.
Da mußte von Schweden das Aeußerste gefordert werden, wenn es
den vielen Feinden nicht erliegen sollte. Im I. 1718, bei der Belage¬
rung von FriedrichshaU in Norwegen, fand Karl XII. seinen Tod. Als
er an einem sternhellen Abende die Belagerungs-Arbeiten besichtigte,
ward ec von einer Pistolenkugel getroffen, vielleicht von Freundeshand,
und als man ihn verwundet und blutig auffand, war er schon todt.
Karl war ein Fürst von nicht gewöhnlicher Kraft, von hohem Helden-
sinne; er wäre kühn genug gewesen, der ganzen Welt den Krieg anzu¬
kündigen, nur Einen Feind wollte er nicht versuchen zu bezwingen, das
war ein Feind in ihm, sein Starrsinn, durch den er Vieles gänzlich
verdarb, was ec groß angefangen hatte. Karl war ein frommer Fürst;
von seiner Mutter schon als Kind daran gewöhnt, keinen Tag ohne
Gebet anzufangen und zu beschließen; seine Soldaten pflegten am
Morgen und am Abende gemeinschaftlich zu beten, er selbst mit ihnen;
regelmäßig besuchte er den öffentlichen Gottesdienst. Doch gab es auch
kürzere und längere Zeiträume in seinem Leben, in denen Früchte einer
wahren christlichen Frömmigkeit, die in etwas Anderem, als in regel¬
mäßigem Beten und Singen besteht, nicht sichtbar wurden. Als er
im 1.1707 auf seinem Marsche aus Polen nach Sachsen durch Schle¬
sien kam und den Druck, unter welchem die Evangelischen in diesem
Lande schmachteten, mit eigenen Augen sah, da trieb ihn sein Herz,
seinen Glaubensbrüdern zu Helsen und er hals ihnen: darum preisen
ihn auch voll Dankes heut noch die Evangelischen in Schlesien.
Solchen Dank hätte er sich in ausgedehnterem Maße erwerben können,
wenn er weniger wäre von seinen Leidenschaften beherrscht worden;
aber sein Volk seufzete über ihn; Schwedens Länderbesitz ward verrin¬
gert, die Kraft des Landes gebrochen. Dagegen hob sich gleichzeitig das
russische Reich; der Zar Peter, der in seinen letzten Jahren den Kaisev-
titel angenommen hatte, erweckte die schlummernden Kräfte; regierte
bis zum Jahr 1723 und erhielt wegen seiner Verdienste den Beinamett
der Große.
XXV. Friedrich der Große.
tz 103. Durch Peter den Großen war Rußlands Ruhm begrün¬
det worden. Bald nach ihm erhob sich ein anderer, bisher minder