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kaum aus dem Knabenalter getreten waren, Männer mit grauem Haare, Väter
zahlreicher Familien — Alles eilte herbei zu dem harten Dienst des Krieges.
Und was die Frauen in den Hospitälem gethan, ist noch ganz besonders im
Himmel angeschrieben.
Darum wird in der Geschichte des Vaterlandes der Frühling und Som¬
mer 18k 3 unvergesslich sein. Das aber ist das Herrlichste daran, dass die
Menschen wieder lernten, ihre Herzen zu Gott empor zu heben, von dem allein
Segen und Hülfe kommt. Desshalb wurden auch alle Diejenigen, welche in
den heiligen Krieg zogen, feierlich in den Kirchen eingeweiht. Und wenn die
ausrückenden Schaaren durch Städte und Dörfer zogen, geschah es unter ernstem,
feierlichem Glockengeläut. Auch starke Männer konnten sich in solchen Augenblicken
der Thränen nicht enthalten. Der getrosten Streiter Schlachtgebet aber war:
Vater Du, führe mich!
Führ' mich zum Siege, führ' mich zum Tode:
Herr, ich erkenne Deine Gebote;
Herr, wie Du wellst, so führe mich.
Gott, ich erkenne Dich!
Vater Du, segne mich!
In Deine Hand beseht' ich mein Leben.
Du kannst es nehmen. Du hast es gegeben;
Zum Leben, zum Sterben segne mich.
Vater, ich preise Dich!
Vater, ich preise Dich!
'S ist ja kein Kampf für die Güter der Erde:
Das Heiligste schützen wir mit dem Schwerte:
Drum, fallend, und siegend, preis ich Dich.
Gott, Dir ergeb' ick mich!
Gott. Dir ergeb' ich mich!
Wenn mich die Donner des Todes begrüßen.
Wenn meine Adern geöffnet fließen:
Dir, mein Gott, Dir ergeb' ich mich!
Vater, ich rufe Dich!
41. Vorkämpfe des Freiheitskrieges (1813).
Groß-Görschen und Bautzen.
(Der 2. und 21. Mai,)
Der ungestüme Waffendrang führte zu zahlreichen Schaarenkämpfen kleiner
Heerestheilc, -Noch ehe das vaterländische Heer die erforderliche Kriegsstärke er¬
reicht hatte. Wo aber auch die Unsrigen mit dem Feinde zusammentreffen
mochten, überall erweckten die noch unversuchten jugendlichen Streiter die schön¬
sten Hoffnungen, und ihre Erstlingssiege ließen selbst nachmalige Unfälle ver¬
schmerzen, die als Missgeschicke des großen Krieges nicht ausbleiben konnten.
König Friedrich Wilhelm 1H. hatte sich schon am 28. Februar mit
dem Kaiser Alexander von Russland verbunden, und beide Herrscher sandten
ihre Heere vorwärts gegen den Feind. Ende April standen sie in der Stärke
von 70,000 Mann kampfbereit in Thüringen. Der Feind ließ sie nicht lange
warten. 120,000 Franzosen und Bundesgenoffen rückten am 2. Mai von
Lützen nach Leipzig vor. Napoleon hatte sein Nachtlager in Lützen gehal¬
ten. Kaum war er am Morgen aufgestanden, so erscholl Kanonendonner in
seinem Rücken. Mit Ungestüm hatte Blücher die feindlichen Truppen auf ihren: