Full text: Deutsches Lese-, Lehr- und Sprachbuch für Schule und Haus

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daß ich meinem Mitknecht vergeben und ihm kein Wort von den hundert 
Groschen sagen will. 
„Und führe uns nicht in Versuchung." 
Hier denk ich an allerhand Erempel, wo Leute unter den und jenen 
Umständen vom Guten abwichen und gefallen sind, und daß es mir 
nicht besser gehen würde. 
' „Sondern erlöse uns von dem Uebel." 
Mir sind hier die Versuchungen noch im Sinn, und daß der Mensch 
so leicht verführt werden und von der Bahn abkommen kann. Zugleich 
denk ich auch an alle Mühe des Lebens, an Schwindsucht und Alter, 
Kaltenbrand und Wahnsinn, und das tausendfältige Elend und Herze¬ 
leid, das in der Welt ist und die armen Menschen martert und guält, 
und ist niemand, der helfen kann. Und Du wirst finden, Andres, wenn 
die Thränen nicht vorher gekommen sind, hier kommen sie gewiß, und 
man kann sich so herzlich aussehnen, und in sich so betrübt und nieder¬ 
geschlagen werden, als ob gar keine Hülse wäre. Dann muß man sich 
aber wieder Muth machen, die Hand auf den Mund legen, und wie im 
Triumpf fortfahren: 
„Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit, 
in Ewigkeit, Amen!" 
146. Unser Vater, der du bist im Himmel! 
Will in trüben Kuinrnertagen Dir das müde Herz verzagen, steht 
Dir Trost und Hülfe fern: flücht in deine stillste Kammer und vertraue 
deinen Jammer deinem Gott und deinem Herrn! 
Laß die heißen Thränen fließen, laß die Klagen sich ergießen, in 
ein kindliches Gebet; Vaterohr ist immer offen, wenn ein Kind, von 
Schmerz getroffen, fromm und gläubig zu ihm fleht! 
Kann dir schnelle Hülfe frommen, glaube nur, sie wird dir kom¬ 
men wohl im Schlaf schon über Nacht; soll dein Leiden sich nicht enden, 
wird er seinen Tröster senden, der dich stark im Dulden macht. 
147. Gchciligct werde dein Name! 
». Gebet nm rechte Lehre. 
, Last mich dein sein und bleiben, bu treuer Gott und Herr! 
Von dir last mich nichts treiben; halt mich bei reiner Lehr! Bott 
dir last mich nicht wanken; gieb mir Beständigkeit, — des will ich 
dir danken in aller Ewigkeit! 
»». Was ein heiliges Lebe» sei. 
Selbstgemachter, absonderlicher Heiligkeit, wie die Römisch-Ka¬ 
tholischen lehren wider Gottes Wort, bedarfs nicht, wie das die al¬ 
ten Väter in der Geschichte St. Antonii darthun. St. Antonius 
begehrte von Gott zu wissen, wie hoch er durch sein heiliges stren¬ 
ges Leben, das er in der Wüste geführt, bei Gott gekommen sei, 
und was er verdient habe. Da ward ihm im Traume der Bescheid 
gegeben, er solle in eines Schusters Haus zu Alexandria nahe beim
	        
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