Full text: Geschichte Sachsens und seiner Fürsten

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Staatsgeschäften, was leider zu einem gespannten Verhältnisse mit 
derselben führte. Aber ebensowenig duldete er von seiner Gemahlin 
auch nur die allergeringste Einmischung in seine Regierungsmaßregeln 
und selbst seinem Jugendgespielen, dem Grafen Camillo Marcolini 
(4 1814), der bis an seinen Tod sein treuster Vertrauter und Gesell¬ 
schafter war, räumte er durchaus keinen, nur irgend die gegebenen 
Grenzen überschreitenden politischen Einfluß ein, und würde eher die¬ 
ses auf langjährige Zuneigung gegründete Verhältniß abgebrochen, 
als diesem einen, übrigens von demselben niemals gemachten Versuch, 
sich geltend zu machen, verziehen haben. 
Er hat niemals einen allmächtigen Premierminister gehabt, denn 
es war sein strenger Grundsatz, einem Jeden bei dem einmal übertra¬ 
genen Amte auch die Wirksamkeit desselben vollständig zu gewähren; kein 
Freund des Vielregierens, war es seine stete Ausgabe, für die oberste 
Leitung der verschiedenen Zweige der Landesverwaltung stets die wür¬ 
digsten Männer zu finden. Diesen vertraute er nun zwar vollkommen, 
allein die Prüfung, das Endurtheil und die oberste Entscheidung be¬ 
hielt er sich selbst vor, und sein ihm angeborener Rechtssinn, den nicht 
etwa blos seine Unterthanen, sondern ganz Europa anerkannt hat, und 
seine wahre Religiosität war stets seine alleinige untrügliche Richtschnur. 
Gegen die Gewohnheit seines Hauses schloß er sich, als er auf 
den Thron gelangt war, in seiner äußern Politik an Preußen an, 
dessen großer König Friedrich II. ihm bekanntlich einmal das aus 
solchem Munde so bedeutsame Zeugniß ausstellte, daß er der recht¬ 
schaffenste und ehrlichste aller deutschen Fürsten sei. Er hielt diese 
Richtung auch bis auf die Tage von Jena und Austerlitz ein. Uebrigens 
erfüllte er bis zur Auflösung deS deutschen Reichs seine Pflichten gegen 
Kaiser und Reich ebenso treu und gewissenhaft wie die gegen sein 
Land, allein er huldigte dabei dem Grundsätze seines großen Ahnherrn 
Moritz, dem Kaiser zu geben, was des Kaisers ist, nicht mehr und 
nicht weniger. 
Uebrigens zeigte das Kaiserhaus schon kurz nach der Thronbe¬ 
steigung Friedrich Augusts 11!. in der Art und Weise, wie dasselbe 
bei den trotz der 1740 und 1744 mit dem Grafen und Herren von 
Schönburg von Seiten der churfürstlichen Regierung abgeschlossenen 
Recesse über die der letztem zustehenden Rechte entstandenen Streitigkeiten 
auftrat und für sich die Oberlehensherrlichkeil über die Herrschaften 
Glauchau, Waldenburg und Lichtenstein in Anspruch nahm, seine 
gereizte Stimmung gegen den jungen Churfürsten, allein dieses ge¬ 
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