Full text: Geschichte der neuesten Revolution

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IV. Die französische Februarrevolution (24. Fe¬ 
bruar 1848). 
Da fuhr der Herr hernieder, daß er sähe die Stadt und Thurm, 
die die Menschenkinder baueten. l Mos. 1t, 5. 
1. Der Umsturz des Aukitljrones. Die Littnaljme der Huilerien. 
Die Sitzungen der Kammern in Paris vom Jahr 1847 
hatten sehr stürmisch geendigt. Die Mehrzahl der Abge¬ 
ordneten hatte nichts wissen wollen von den geheimen Schä¬ 
den der Regierung und Verwaltung, welche man aufgedeckt, 
von den Umtrieben und Bestechungen bei den Wahlen, die 
man enthüllt hatte. Da kamen die Mitglieder der Oppo¬ 
sitionspartei in den Kammern auf den Gedanken, öffentliche 
Gastmählcr oder Banketts zu veranstalten und durch die 
dabei gehaltenen Reden die Nothwendigkeit einer Wahlre¬ 
form in großem Volkskrcisen zu verkündigen. Das Ban¬ 
kett im Chateau Rouge bei Paris machte den Anfang und 
fand bei den Reformfreunden solchen Anklang, daß kurz 
nach einander in Paris und ganz Frankreich zahlreiche 
Reformbankette gehalten wurden, bei welchen die sonst ge¬ 
wöhnlich auf den König ausgebrachten Lebehochs entweder 
ganz wegblieben oder von dem donnernden Gesänge des 
berüchtigten Freiheitslieds der Marseillaise übertönt wurden. 
In kurzer Zeit durchlief, wie eine Flamme, die Aufregung 
alle Provinzen, und allenthalben ertönte der Ruf nach Re¬ 
formen. Der König selbst sah in den politischen Gastmäh- 
lern nur ein ohnmächtiges Revolutionsstreben, und als 
einige seiner Rathgeber iin Ministerrath schüchterne Bedenk¬ 
lichkeiten äußerten, sprach er: „Gehen Sie doch, meine 
Herren; ist es an mir. Ihnen Muth einzusprechen? Glau¬ 
ben Sie, es sei so leicht eine Regierung umzustoßen, an 
deren Begründung wir 17 Jahre lang gearbeitet haben? Die 
Schikanen und Kabalen einiger ehrgeiziger Wirr- und Stru¬ 
delköpfe werden an unserer Festigkeit zerschellen." Als daher 
Anfang Februar 1848 die Kammern eröffnet wurden, ließ 
er in der Thronrede folgenden zurechtweisenden Paragra¬ 
phen einflicßen: „Meine Herren, je weiter ich im Leben 
vorrücke, desto eifriger widme ich, was mir Gott an Kraft 
und Thätigkeit verliehen und noch vergönnt, dem Dienste 
Frankreichs, der Obhut seiner Interessen, seiner Würde und 
Wohlfahrt. Bei der Aufregung, welche feindselige und 
blinde Leidenschaften anfachen, beseelt und stärkt mich 
sine Ueberzeugung: nämlich die, daß wir in der konstitu¬
	        
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