Full text: Geschichte der neuesten Revolution

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hat, und konnte erst nach 4 heißen Schlachttagen durch den 
in der Stunde der Noch von der Nationalversammlung 
zum Diktator ernannten General Cavaignac gedämpft 
werden. Die Hauptmasse der Jnsurgentenarmee, die sich 
auf 30—40,000 Mann belief, bestand aus Arbeitern der 
aufgehobenen Staatöwerkstätten und aus entlassenen oder 
entsprungenen Sträflingen, welche von wüthenden Häup¬ 
tern der sozialistisch-kommunistischen Klubs, der Arbeiterver¬ 
eine und von abgesetzten Offizieren der republikanischen 
Garde befehligt wurden. Studenten und HandlungSdiener, 
die sich bei der Februar-Revolution schaarenweiS betheiligt 
hatten, sah man darunter nicht. Die Aufständischen hat¬ 
ten sich in vier HeereSmassen von je 6—7000 Mann ver¬ 
theilt, die volkreichen östlichen Stadtviertel mit engen Gas¬ 
sen und Gäßchen zum Schlachtfeld ersehen, mit einem Netz 
von fest und kunstgemäß erbauten Barrikaden bedeckt und 
suchten von da aus das Stadthaus und die Polizeipräfek¬ 
tur zu gewinnen, um allda die soziale Republik, die 
Güter- und Weibergemeinschaft nach Art der alten Wieder¬ 
täufer, zu proklamiren. Mit den Rebellen machten Legiti- 
misten und Bonapartisten insgeheim gemeine Sache und 
unterstützten sie mit Geld. Sie hatten in der Kirche St. 
Severin ein ordentliches Hauptquartier und in der Vorstadt 
St. Antoine ihren Waffenvlatz. Cavaignac gebot anfangs 
nur über 10,000 Mann Linientruppen, zog aber bald aus 
den benachbarten Garnisonsstädten neue Regimenter an sich 
und wurde von der Nationalgarde und Mobilgarde, einer 
Art besoldeter Freischaaren, kräftig unterstützt. Am Abend 
des 23. erklärte sich die Nationalversammlung für perma¬ 
nent, versetzte Paris in Belagerungszustand und übertrug 
dem General Cavaignac die gesammte vollziehende Gewalt. 
Als am 24. Juni der Aufruhr mit verstärkten und bes¬ 
ser geordneten Kräften forttobte und zu einem wahren Bür¬ 
gerkriege geworden war, beschworen Cavaignac und die 
ausgesandten Volksvertreter in einer rührenden Proklamation 
die Aufständischen bei Allem, was es für den Menschen Hei¬ 
liges, Ehrwürdiges und Edles giebt, doch die Waffen nie- 
derzulegen, und suchten Die, welche da wähnten sich zum 
Besten der Arbeiter zu schlagen, über ihre Verblendung auf¬ 
zuklären, allein Alles umsonst: die fanatisirten, durch be¬ 
rauschende Getränke erhitzten Schaaren blieben taub gegen 
alle Vorstellungen der Vernunft, taub gegen die väterlichen 
Ermahnungen' der Volksvertreter und des muthigen Erzbi¬
	        
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