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drängt haben. In der neueren Zeit hat man gelernt, aus anderen
Pflanzenfasern als den des Flachses und der Baumwolle Papier zu
bereiten; denn in der Gewerbeausstellung im Jahre 1854 in Mün¬
chen hatten Völters Söhne aus Heidenheim brauchbare Druck- und
Schreibpapiere ausgelegt, welche aus Stroh und aus weichen Holz¬
arten gemacht waren.
In Berlin wurde 1819 die erste Papiermaschine angelegt; jetzt
zählt Deutschland 1400 Papierfabriken, wovon 320 Maschinenpa¬
pier verfertigen. — Haben wir nun auch im Vorigen gehört, wor¬
auf man schrieb, so wissen wir noch nicht, womit man schrieb. So
lange die Schrift eingegraben wurde in Holz, Stein, Metalltafeln
u. s. w. brauchte man zum Schreiben metallene Spitzen oder Griffel;
als man aber mit dem Eingraben der Buchstaben aushörte und an¬
fing, auf Thierhäute, aufPergament und cgyptisches Papier zu schrei¬
ben, bediente man sich gefärbter Flüssigkeiten, welche man mit einem
zugespitzten und gespaltenen Rohre auftrug. Diese Weise des Schrei¬
bens hat bis zum 5. Jahrh. nach Ehr. Geb. gedauert. In dieser
Zeit findet man die ersten Spuren vom Gebrauch der Federspulen
beim Schreiben; indem erzählt wird, daß Theodorich, der König der
Ostgothen, nicht lernen konnte, die vier nöthigen Buchstaben unter
seine Verordnungen und Befehle zu schreiben, und daß man zu diesem
Behufe Buchstaben aus Blech formen ließ, welche der König mit
einer Feder umzog; vom griechischen Kaiser Justinian wird nicht
nur dasselbe erzählt, sondern noch hinzugefügt, daß er sich beim Um¬
ziehen der Blechbuchstaben die Hand habe führen lassen müssen. Von
der Zeit an fingen Gänse- Pfauen- und Schwanenfedern an, die
bisher gebräuchlichen Schreibrohre zu verdrängen; man machte ver¬
schiedene Versuche, die Federspulen zu diesem Gebrauche vorzuberei¬
ten, und als man es darin zu einiger Vollkommenheit gebracht hatte
wurden um das Jahr 1830 in England die Stahlfedern erfunden,
welche in einem Zeiträume von 20 Jahren die Gänsespule fast gänz¬
lich verdrängt haben, weil die Stahlfeder sich wirklich brauchbarer
für eine schöne und gleichmäßige Schrift erweist, dauerhafter und