Full text: Geschichte der Arbeit und Kultur

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Das jetzt gebräuchliche Siegellack ist von einem Franzosen Na¬ 
mens Rousseau ums Jahr 1640 erfunden worden. Dieser Mann 
hatte auf seinen Reisen in Indien die Bereitung des Gummi-Lackes 
gesehen und kam auf den Gedanken, aus diesem Lack ein Siegel¬ 
material zu verfertigen; es kam, weil es ein längst empfundenes Be- 
dürfniß befriedigte, schnell in allgemeinen Gebrauch, erhielt mancher¬ 
lei Zusätze und Färbungen. 
Ein noch sehr gebräuchliches Schreib- und Zeichenmaterial sind 
die Bleifedern, welche aber keinesweges aus Blei, sondern aus Gra¬ 
phit verfertigt werden; dieser Graphit enthält gar kein Blei, sondern 
fast reinen Kohlenstoff. Die alten Völker hatten schon den Gebrauch, 
sich beim Schönschreiben, namentlich auf Pergament, den Lauf der 
Zeilen mit Blei vorzuziehen; dieser Gebrauch hat sich so lange er¬ 
halten, bis das Graphit die Anwendung des Bleies beim Schreiben 
verdrängte. Die erste Nachricht v'on der Anwendung des Graphits 
zum Schreiben und Zeichnen ist vom Jahre 1565 ; aber der Name 
blieb bei Veränderung der Sache, daher führen die Graphitstifte noch 
den Namen „Bleifedern". Zur Unterscheidung von dem wirklichen 
Blei hat man den Graphit auch Reißblei genannt wegen seiner Ver¬ 
wendung beim Linearzeichnen, welches auch „Reißen" genannt wird. 
Zum Wegwischen der Linien und Schriftzüge, welche mit Graphit 
gemacht waren, bediente man sich so lange des Löschpapiers und der 
trockenen Semmelkrume bis man zu Ende des 18. Jahrh. das Gummi 
elasticum kennen lernte und es dazu verwandte. 
36. Buchdruckerkunst und Steindruck. 
Wenn auch die Kunst des Schreibens und Lesens für das ge¬ 
sellschaftliche Leben der Menschen und besonders für ihre geistige 
Förderung vom größten Nutzen war, so konnte doch dieser Nutzen 
nur einem kleinen Theil der Menschheit und in einem beschränkten 
Maße zu Gute kommen, so lange die Anfertigung einer Schrift durch 
den Fleiß der Menschenhand nur einfach zu Stande kam. Erst die
	        
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