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wird kein Ende nehmen, so lange das Menschengeschlecht aus der
Erde lebt.
Wenn aber die Arbeit die ganze Lebenszeit des Menschen auö-
füllt, so verliert er Reiz und Lust am Leben, und darum lassen natür¬
liche Lebensverhältnisse dem Menschen neben der Arbeit noch Zeit für
das Spiel, welches zur Ermunterung und zur Erfrischung zur neuen
Arbeit dienen soll. Das Spiel ohne Zweck hat für den Menschen
auch keinen Reiz, und darum ist mit allen Spielen stets ein Kampf
und ein Obsiegen über den Gegner verbunden. Die Hauptspiele der
alten Völker waren darum auch Wettspiele, als Wettrennen, Wett¬
kämpfe u. s. w., doch sind auch gewiß viele ihrer Spiele als für
spätere Zeiten nicht mehr passend verloren gegangen, und wir können
hier nur derjenigen gedenken, welche in allgemeiner Verbreitung auf
spätere Zeiten gekommen sind.
Als eines solchen Spieles gedenken wir besonders des Ballspie¬
les. Es soll eine Erfindung der Lydier sein; Homer erzählt aber
schon, daß die Fürstentochter Nausikaa es mit ihren Gesellschafterin¬
nen gespielt habe; auch den Juden wurde es bekannt, denn es findet
2 Macc. 4. V. 12 u. 14, als eine neue und heidnische Sitte Er¬
wähnung. Bei Griechen und Römern war das Ballspiel ein allge¬
meines Vergnügen für Erwachsene, woran die vornehmsten Staats¬
männer, wie die Niedrigsten im Volke Theil nahmen; sie spielten mit
verschiedenen Arten von Bällen verschiedene Spiele. Der Ball einer
Art war von Leder mit Luft gefüllt; er wurde auf die Erde gewor¬
fen, worauf dann die Spielenden danach liefen und sich den Ball
einander im Laufen zuwarfen. Ein anderer Ball war ein kleiner Le¬
derball, welchen drei Personen im Dreieck stehend sich einander zu¬
schlugen; eine dritte Art war ein dicht mit Federn ausgestopfter Ball,
womit besonders von Landleuten das jetzt noch gebräuchliche Ball¬
schlagen gejpielt wurde. Diese letzte Art des Ballspieles ist von den
Römern zu den Deutschen gekommen, welche es auch anfangs ohne
Unterschied des Standes spielten; danach wurde es uur noch von
Landbewohnern gespielt bis zu Anfang dieses Jahrhunderts; da tra-