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In Solingen werden aus den stühlernen Platten durch
Schwertschmiede und Schwertfege? gnte Klingen gefertigt, mit
Griffen versehen, mit Figuren geschmückt und in einer Scheide ge-
schützt. Daneben stellen Heft- und Bündemacher aus dem Stahle
auch die feinsten Messer und Scheren her, die selbst nach Eng-
land gehen nnd dann als Erzeugnisse der dortigen Fabriken ver-
kauft werden. Anch Gestelle für Regen- und Sonnenschirme und
Stablbügel für Geldtaschen liefert Solingen in seinen Werkstätten.
In diesen ist die Teilung der Arbeit so vollständig durchgeführt
worden, daß ein einzelner Artikel durch viele Häude wandert, ehe
er vollendet („gereidet") ist und nach dem In- nnd Auslande den
Namen Solingens trägt.
Das größte Werk für Gußstahlarbeiten treffen wir aber
erst im Thale der Ruhr bei der Stadt Essen an. Durch die
Thatkrast eines Alfred Krupp ist hier (1810) eine Werkanlage
geschaffen worden, die ihrer Ausdehnung nach selbst einer Fabrik-
stadt gleicht. Zahlreiche Schornsteine entsteigen den langgestreckten
Hütten, in denen Eisen geschmolzen und gegossen, zu Stahl ver-
härtet und geschmiedet wird. Eigene Kohlengrubeu führen das
Brennmaterial, eigene Bahnanlagen die Eisenerze für den Guß
herbei. Dampfhämmer bis zu einem Gewichte von 1000 Centner
biegen die Platten, Dampfwalzen strecken die Schienen, und Dampf-
bohrer öffnen die Röhren. Vor allem werden in den Krupp'schen
Werken Feld-, Festungs- und Schiffsgeschütze gegosseu, deren
'hier bereits über 200 T. Stück bis zu einem Gewichte von 240 Ctr.
hergestellt worden sind. Gegen 10 T. Arbeiter werden durch den
Geist eines Mannes geleitet, der den Ruf Effens als der größten
Gußstahlfabrik unseres Landes in alle Welt getragen hat.
So haben die stählernen Werkzeuge Remscheids, die Klingen
Solingens und die Kanonen Essens im Frieden die Erde erobert,
mögen sie auch im Kriege die Ehre nnd Einheit des deutschen
Reiches schützen!
Schlußzusammenfassung: So haben wir 3 Städte am West-
slügel, 4 Städte im Hauptthale und 5 Städte im Ostflügel des
Rheines gefunden. In den Städten des Westens waltet das ge-
schichtliche, in denen des Ostens das gewerbliche Leben vor.
Die Städte des Rheinthales aber verbinden beide Lebensseiten
und fügen zu Geschichte und Gewerbe noch die Wissenschaft und
Kunst und an zwei Breunpunkten die Macht der Waffen hinzu