156
Kuh im Zunehme, gcit viel Milch, und ganz gute Milch. Jetz gucket,
so gohts!
Besonders reich sind manche Gegenden an Sagen von Gespenstern
und umgehenden Seelen. Sie haben zu ihren Lebzeiten entweder im
Verborgenen böse Thaten verübt, oder Schatze vergraben, an denen ihr
Herz hing rc.
So erzählt man z. B- in der Umgegend von Gomaringen von einem
gewissen Kasperle, der einst Vogt in Gomaringen gewesen sein und die Ge¬
meinde um Ländereien betrogen haben soll. Deßhalb mußte er nach seinem
Tode umgehen und spuckte in seinem Hause. Da ist er oft in seiner weißen
0 Zipfelkappe, mit weißen Strümpfen und Schnallschuhen, die Pfeife im Mund
gesehen worden, und klopfte und polterte im ganzen Hause so arg, daß
Niemand mehr darin wohnen wollte, und man es am Ende einem Schreiner
umsonst überließ.
Am ärgsten lärmte er um die Weihnachtszeit. Da sprang er z. B. in
der Viehkrippe umher, daß die Kühe vor Angst brüllten, worüber er
jedesmal laut lachte. Ferner band er das Vieh verkehrt an, zwei Stücke
an einen Strick zusammen u. dgl. Wenn er es aber gar zu toll machte,
rief der Hausherr wohl einmal: „Jetz biss aber still!" dann gings wieder eine
Weile gut. Aber bald trieb er aufs Neue seine Streiche, zog z. B. den
Knechten, die Futter schneiden wollten, Heu und Stroh aus dem „Stroh-
ftuhl", wenn sie das Messer wetzten rc.
Um Weihnachten ging er immer aufs Feld und klopfte beständig an
einem Marktstein herum, den er wahrscheinlich versetzt hatte. Auch führte
er eine große Schnupftabaksdose bei sich, die wie grünes Moos aussah, und
bot sie den Leuten an; wollte aber Jemand zulangen und eine Prise nehmen,
so zog er sie schnell wieder zurück.
Als endlich das Haus abgebrochen und das Holz nach Gomaringen ge¬
führt wurde, spottete man über den Käsperle, der nun allein Zurückbleiben
müsse; allein als der letzte Wagen mit Holz abfuhr, saß der Käsperle oben
d'rauf, wovon der Wagen so gedrückt wurde, daß er sich ganz zufammenbog
und brechen wollte. In Gomaringen wagte es aber Niemand, den Wagen
abzuladen, bis der Geist fortgesprungen war. Sowie nun aber das Holz
verbaut war, stellte sich auch Käsperle in dem neuen Hause ein und trieb darin
sein altes Wesen fort, bis man vor etwa 10 Jahren sein Grab öffnete, wo
er noch unverwest und blutig vorgefunden wurde. Dann hat man ihn zum
zweitenmal in Gomaringen begraben, und seitdem ist er nicht mehr gesehen
noch gehört worden: „er wird nun wohl erlöst sein!"
Zwischen Schwärzloch und dem Ammerhof bei Tübingen sieht man all¬
jährlich zur Weihnachtszeit fünf „Untergänger". Vo'K diesen mißt der
Eine mit einer feurigen Stange das Feld, ein Anderer haut mit einer
Pickelhaue in den Boden, ein Dritter schöpft mit einer Schaü'^^ Erde
heraus, ein Vierter trägt einen Markstein und ein Fünfter hßs§ 23^^