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Aegyptische Kasten. Thierdienst der Aegyptier.*) 
Alle Aegyptier waren in Stände getheilt, die man nach einem 
portugiesischen Worte »Kasten« genannt hat. Es gab deren sechs 
bis sieben. Die geehrteste Kaste war die der Priester. Sie waren 
Erzieher und Räthe des Königs und richteten das Volk nach eigenen 
Gesetzen; sie bestimmten nach dem regelmäßigen Austreten des Nit 
und nach Beobachtungen am gestirnten Himmel das Jahr und ord¬ 
neten den Kalender; sie waren die einzigen Gelehrten im Lande. 
Von ihren Kenntnissen der Natnrkräfte insbesondere zeugen noch die 
angeblichen Wunder, die sie vor den Augen des Moses verrichteten. 
Beim Volke galten sie deshalb auch als Zauberer. Der Oberpriester 
wohnte am Hofe des Königs; die Söhne der Priester hatten die 
vornehmsten Stellen bei Hofe. Mit ängstlicher Genauigkeit schrieben 
die Priester dem Könige vor, womit er sich in den bestimmten Stun¬ 
den des Tages zu beschäftigen habe. 
Nächst den Priestern waren die Krieger die angesehenste Kaste. 
Diese bildeten aber nicht ein stehendes Heer von Söldlingen; son¬ 
dern sie waren freie Bürger mit Grundeigenthum und wohnten in 
abgesonderten Landestheilen. 
Die übrigen Kasten bestanden aus Ackerbauern, Handwer¬ 
kern, Handelsleuten, Schiffern und Hirten, die von den 
Priestern und Kriegern, wie es scheint, hart bedrückt waren, da 
z. B. alle Ländereien im Besitze der beiden ersten Kasten waren, 
und der Ackerbauer nur als Pächter den Grund und Boden be¬ 
nutzen konnte. — Die verachtetste Klasse aber war die der Hirten. 
Diese wurden sogar für unehrlich gehalten. Vielleicht mußten auch 
die Israeliten, die zu den verhaßten Nomaden gezählt wurden, eben 
darum von den Aegyptiern eine so harte Behandlung erdulden. 
Sonderbar wie das ganze Volk waren auch seine Götter und 
deren Verehrung. Da gab es fast kein Thier, das sie nicht an¬ 
beteten, wenn es sich durch Nützlichkeit oder Schädlichkeit auszeich¬ 
nete. Die nützlichen Thiere verehrten sie aus Dankbarkeit, die schäd¬ 
lichen hingegen aus Furcht und baten sie um Abwendung des Un¬ 
glücks. Sie verehrten den storchartigen Vogel Ibis, weil er die 
im Nilscblamme ausgekrochenen Schlangen wegfraß. Das Krokodil 
verehrten sie aus Furcht. Der Feind dieses Thieres ist der Ich¬ 
neumon, auch Pharaos-Ratze genannt. Dieser sucht die Krokodil¬ 
eier im Sande auf und verzehrt sie; dazu vertilgt er vieles Unge¬ 
ziefer. Sie verehrten ihn deshalb aus Dankbarkeit. Einer ganz vor¬ 
züglichen Verehrung genossen die Katzen. Sie ruheten auf kost¬ 
baren Decken und Polstern und wurden mit den leckersten Speisen, 
die ihnen in goldenen Md silbernen Gefäßen vorgesetzt wurden, auf 
das sorgfältigste gefüttert. Bei einer Feuersbrunst wurde vor Kindern 
*) Nach Weiter.
	        
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