299 
er auch duldsam, wie fein anderer Fürst, gegen seine.andersgläu¬ 
bigen Unterthanen, und als ihm die Polen 1668 ihre Krone an- 
boten, und nur verlangten, daß er katholisch wurde, antwortete er: 
auf solche Bedingungen werde er nicht einmal die Kaiserkrone hin¬ 
nehmen, und die Polen würden so einen König nicht achten können, 
der für eine Krone sein Genüssen hingäbe. — Hatte der große Kur¬ 
fürst schon gleich nach seinem Regierungsantritte es sich angelegen 
sein lassen, sein verödetes Land durch fleißige Einwanderer aus 
Holland, dem Bremischen und der Schweiz wieder zu bevöl¬ 
kern, den Ackerbau und Gartenbau zu haben, Manufakturen 
und Fabriken zu vermehren und zu verbessern, Kanäle anzule¬ 
gen, wie den von Mühlrose, so waren ihm die flüchtigen fran¬ 
zösischen Reformirten (Hugenotten) doppelt willkommen. L u d- 
wig XIV. hatte nämlich das Edikt von Nantes, nach welchem sein 
Großvater, Heinrich IV., 1598 den Reformirten gleiche Rechte 
mit den Katholikeil gegeben hatte, 1685 wieder aufgehoben und ver¬ 
folgte die Reformirten bis aufs Blut. Darum wunderten Hnndert- 
tausende aus; ihrer 20,000 nahm der große Kurfürst auf, lind sie 
haben ihm die Freundschaft reichlich belohnt. 
Friedrich Wilhelm war der erste deutsche Fürst, der ein eigenes 
Postwesen einführte und Seehandel trieb; selbst eine Marine 
von acht Fregatten hatte er geschaffen, und er gründete eine afri¬ 
kanische Handelsgesellschaft und auf der Küste von Gui¬ 
nea das Fort Großfriedrichsburg. — Auch die Einführung 
des Kartoffelbaues in seinen Staaten ist sein Werk. Aber midn 
die geistige Bildung seiner Unterthaneu lag ihm am Herzen. Er 
gründete die königliche Bibliothek in Berlin, die Universität 
Duisburg und Schulen für alle Stände. 
Mit sichtlichem, christlichem Beispiele leuchtete er sammt seiner 
ersten Gemahlin Luise, der frommen Dichterin (ff 1667), Allen 
voran, in einer Zeit, wo die meisten Höfe den Glanz, die Neppig- 
keit und Sittenlosigkeit des französischen nachzuäffen strebten. 
Als der Kurfürst iu>. Jahre 1688 starb, hinterließ er seinem 
und Luisens einzigem Sohne, Friedrich III., ein blühendes Land 
von 2046 QM. mit 1 i/2 Mill. Einwohner, ein dankbares Volk, 
einen gefüllten Staatsschatz und ein stehendes Heer von 30,000 
Mann, ausgezeichnet durch Disciplin (Zucht) und Waffenruhm. — 
Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst, ist der wahre 
Gründer des preußischen Staates. Ruhm und Ehre 
dem Fürsten, der so wirkte! 
F e l d m a r s ch a l l D e r f l i n g e r. 
Wie der Kurfürst in Allem, was er unternahm, bemüht war, 
das Rechte und Praktische zu treffen, dieses dann aber auch mit
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.