II. Lebensbilder aus der deutschen Geschichte.
1. Arminius.
1. Zu der Zeit, da Jesus Christus im jüdischen Laude geboren
wurde, herrschte der Kaiser Augustus über das Römerreich. Tie
Römer bewohnten die fruchtbare Halbinsel Italien: sie hatten aber
in vielen Kriegen die Völker des südlichen Europas unterworfen, und
der Rhein und die Donau bildeten die Nordgrenze ihres Gebiets.
2. Auf der anderen Seite dieser Ströme wohnten die Germanen,
große, kräftige Menschen mit lichtem Haar und blauen Augen. Ihr
Land, dasselbe, das heute Deutfchlaud heißt, war wüst und unwirtlich.
Da gab es keine Städte, keine Gürten, keine Landstraßen; sumpfige
Wiesen und dichtes Buschwerk begleiteten die Flüsse, zwischen denen
sich dichte Wälder ausdehnten. Inmitten dieser Wälder lagen aus
baumfreien Strecken die Ansiedelungen: Häuser, Äcker und Viehweiden.
Die Germanen bauten Flachs, Weizen, Gerste und Hafer; ihre Haus¬
tiere waren Pferde, Rinder, Schafe und Schweine. Die Kleidung be¬
stand aus Fellen und Linnengewändern. Die Beschäftigung der
Männer waren Jagd und Krieg; die Erziehung der Kinder und he
Sorge sür Haus und Hof lagen den Frauen ob.
3. Die Römer gedachteu diese Germanen zu ihren Unterthanen zu
machen. Sie schickten daher Soldaten in ihr Land, legten in der Rahe
des Rheins und der Donau feste Lagerplätze an und schlossen mit den
Fürsten Verträge. Als aber der Befehlshaber der Römer, Var ns,
anfing die Germanen hart und streng zu behandeln und sie für ge¬
ringe Vergehen wie Sklaven zu züchtigen, da empörten sie sich und
trieben die Römer aus dem Lande.
4. Die Germanen zerfielen in zahlreiche Stämme. Einer bewohnte
die Ufer der Weser, das waren die Cherusker. Ein Fürst der
Cherusker war Arminius, ein tapferer, junger Held, wohlbewandert
in römischer Kriegskunst uud scheinbar ein Freund des fremden
Volkes.