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Erste Periode der neueren Geschichte.
Die Bauern
werden bei
Frankcnhau-
sen geschlagen
1525.
Thomas
Münzer stirbt
auf dem
Schaffst.
Ulrich
Zwingli tritt
Schweiz
und schützte göttliche Offenbarungen vor, daß er berufen sei, dies neue
Reich unter den Menschen einzuführen. Zn Sachsen untersagte die
Obrigkeit dem Schwärmer das Predigen; da wandte er sich nach der
freien Stadt Mühlhausen und fand hier einen so bedeutenden Anhang,
daß die Kurfürsten von Sachsen und Brandenburg und der Landgraf
Philipp der Großmüthige von Hessen Truppen rüsteten und aussandten,
das Raubgesindel zu vertreiben. Sie trafen die Aufrührer, 8000 Mann
stark, unter Münzers Anführung bei Frankenhausen (1525). Als die
Bauern das fürstliche Heer erblickten, hatten sie nicht übel Lust nach¬
zugeben und waren bereit, die Anführer auszuliefern, wie die Fürsten
verlangten. Allein Münzer benutzte einen Regenbogen, der gerade am
Himmel erschien, und rief den Bauern zu: „Hebt die Augen auf, das
ist unser Siegeszeichen! Gott, der Herr, will nicht, vaß wir Friede
machen mit unsern Feinden!" Zugleich suchte er den Muth der Bauern,
welche nicht einmal Pulver zur Bedienung ihrer Geschütze hatten, zu
steigern und versprach ihnen feierlichst, er werde die feindlichen Geschütz¬
kugeln mit den Aermeln seines Chorrocks auffangen. Die Bauern
ließen sich bethören, und die Schlacht begann. Münzer floh zuerst
und versteckte sich auf einen: Heuschober. 5000 Bauern blieben todt,
die übrigen ergaben sich. Thomas Münzer ward aus seinem Verstecke
hervorgezogen und niit den Anstiftern des Aufruhrs öffentlich hin¬
gerichtet.
8. Ulrich Zwingli und Johann Calvin.
Zwei Jahre später als Luther gegen den Ablaßkrämer Tetzel
aufgetreten war (1517), hatte in der Schweiz Ulrich Zwingli Ge¬
legenheit, gegen den gleichen Unfug zu predigen und die herrschenden
Mißbräuche in der Kirche zu rügen.
Ulrich Zwingli war geboren zu Wildhaus in der Grafschaft
Toggeuburg im heutigen Cauton St. Gallen (1484). Sein Vater
war Amtmann und hatte eine sehr zahlreiche Familie. Ulrich war
für den geistlichen Stand bestimmt und empfing seine erste Bildung
von seinem Oheim Bartholomäus Zwingli, der Pfarrer in Wild¬
haus war. In seinem zehnten Jahre kam er auf die Schule
nach Basel (wo er durch Fleiß und Talent bald alle seine Mitschüler
übertraf und auch seine Anlagen für Musik sich entwickelten) und von
da nach Bern. Wohl vorbereitet bezog er 1499 die Universität Wien
und widmete sich dem Studium der Philosophie. Rach zweijährigem
Aufenthalte daselbst kehrte er in seine Heimath nach Wildhaus zurück,
erhielt aber bald eine Lehrstelle an der Martinsschule zu Basel und