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Drittes Buch. Sechzehnter Abschnitt.
die aufrührerischen Römer bei. Dann übertrug er ihm (wie schon früher
einmal) den Schiedsspruch in der Streitsache mit den Lombarden. Aber
schon hatten diese mit Friedrichs eigenem Sohn, dem deutschen König Hein¬
rich, heimlich einen Bund gegen ihn geschlossen.
Bereits im Jahre 1225 war König Heinrichs Erzieher, der Erzbischof
Engelbert von Köln, durch einen Grafen von Isenburg ermordet worden.
Seit der Zeit führte der leichtsinnige und ehrgeizige Heinrich, von elenden
Schmeichlern umgeben, ein schlechtes Regiment und beleidigte viele Fürsten
durch seinen Uebermuth. Allüberall waren Fehden losgelassen. Im Norden
wüthete ein Krieg zwischen dem Dänenkönig Waldemar und dem Grafen
von Schwerin, in welchen sich später auch der Welfe, Otto von Braun¬
schweig, mengte. Da geschah eine Schlacht bei Bornhövede (im I. 1227),
in welcher der Däne ein Aug' und alles Land auf deutschem Boden südlich
vom Eiderfluß und an der Ostsee hin verlor. Auch zwischen dem Mark¬
grafen von Brandenburg und dem Erzbischof von Magdeburg, ferner in
den Niederlanden, so wie am Oberrhein waren arge Fehden. In Thürin¬
gen waltete Heinrich, zubenannt „Raspo", der Bruder des 1227 verstorbe¬
nen Landgrafen Ludwig, mit schnöder Willkür, that dessen frommer Wittwe
Elisabeth und ihren Kindern große Unbill an, und vertrieb sie von der
Wartburg, daß sie flüchtig umherirren mußten. Da trat der Schenk von
Vargula vor den Landgrafen hin und sagt' ihm ins Gesicht: „Herr, das
ist himmelschreiend Unrecht. Denkt an Gott, der Wittwen und Waisen
rächt!" Und der Landgraf ging in sich und führte die fromme Elisabeth
mit Ehren wieder aus die Wartburg. Sie zog später nach Marburg, pflegte
die Armen und Kranken, und diente Gott in Demuth. Ihr Beichtvater,
der Mönch Konrad von Marburg, mißhandelte sie, daß es zum Erbarmen
war, wie sie sich um Gotteswillen Alles gefallen ließ; erst vier und zwanzig
Jahre alt, starb sie 1231 zu Marburg und ward vier Jahre nachher heilig
gesprochen. Derselbe Konrad von Marburg mißhandelte auch das deutsche
Volk, und zwar als Ketzermeister des Papstes, welcher die Glaubensgerichte
auch in Deutschland einführen und dadurch seinen Einfluß dort ausbreiten
wollte. Nun sollte das deutsche Volk auf einmal nicht mehr glauben und
denken, wie es wollte, sondern bloß wie der Papst in Rom wollte, und
Konrad von Marburg stöberte mit zwei Gesellen überall nach Ketzern
herum; auf bloßen Verdacht hin verschimpfte er Bauern, Bürger und Adlige
vor seinem geistlichen Gericht, ließ vermeintliche Ketzer foltern und verbren¬
nen und hetzte Brüder, Eheleute, Aeltern und Kinder gegen einander.
Wider dies heillose Treiben erhoben sich die deutschen Fürsten auf einem
Reichstag (1234) und der Papst mußte nachgeben und seinen Ketzermeister
absetzen. Noch bevor jedoch Konrad von Marburg dies erfuhr, ward er
erschlagen.
Zur selben Zeit wurde unter dem Vorwand der Religion eine That
verübt, welche das böse Trachten der Fürsten gegen Reichsunmittelbare^an
den Tag legte. An den Weserufern, von Bremen und Oldenburg bis zu
den Meeresküsten hinab saßen die Stedinger, eine tüchtige Völkerschaft
von friesischer Abstammung, auf einem Boden, den sie dem Wasser abgerun¬
gen, treu ihre alte Verfassung, ihre alten Sitten bewahrend, durch ihre
Wohlhabenheit und Selbstständigkeit ihren Nachbarn, den Oldenburger Gra¬
fen längst ein Dorn im Auge. Mannhaft erhoben sich die Stedinger in
den Tagen Kaiser Friedrichs des Rothbarts, als Lehnsleute der Oldenbur¬
ger Grafen Zwingburgen gegen sie erbauten und darauf trotzend mancbe