Full text: Lehrbuch der Geschichte vom katholischen Standpunkte aus

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XII. Zeitraum. Vom westphälisch en Frieden rc. 
Schlachtfelde getrieben. Sieben Tage darauf war kein Schwede mehr 
auf brandenburgischem Boden. Zwar machten die Schweden noch einen 
Versuch, Preußen zu erobern, doch auch von hier wurden sie vertrieben 
und von 16,000 kamen nur 1500 über die Grenze zurück. Der Kur- 
Herr Ludwig von der Seine, der hat euch aufgehetzt, 
Daß Deutschland von der Peene zum Elsaß ward zerfetzt. 
Doch nein, Graf Gustav Wraugel. hier steh' nur einmal still; 
Dort kommt Herr Friedrich Wilhelm, der mit dir reden will. 
Gesellschaft aller Arten bringt er im raschen glitt 
Sammt Fahnen und Standarten zur Unterhaltung mit. 
Nun seht ihn aus dem Schimmel, ein Feldherr ist es. traun! 
Den Boden dort zum Tanze will er genau beschau'n. 
Und unter seinen Treuen da reitet hintenan 
Zuletzt, doch nicht aus Scheuen, Stallineister Froben an. 
Und wie Herr Wraugel drüben den Schimmel nun erblickt, 
Nuft er den Kanonieren: „Ihr Kinder zielt geschickt! 
Der auf dem Schimmel sitzt, der Kurfürst selber ist's; 
Nun donnert und nun blitzet — auf wen's geschieht, ihr wißt's!" 
Die donnern und die blitzen und zielen wohl nichts Schlecht's, 
Und um den Herren fallen die Seinen links und rechts; 
Dem Dörflinger, dem Alten, fast wird es ihm zu warm. 
Er ist kein Freund vom Halten mit dem Gewehr im Arm! 
Und dicht und immer dichter schlägt in die Heeresreih'n 
Dort in des Schimmels Nähe der Kugelregen ein; 
,,Um Gott. Herr Kurfürst weiche!" Der Kurfürst hört es nicht, 
Es schaut sein Blick, der gleiche, dem Feind ins Angesicht. 
Der Schimmel an och t' es ahnen, wem dieses Feuer gilt, 
Er steigt und schäumt im Zügel, er hebt sich scheu und wild. 
Die Herren alle bangen, doch ihm sagt's keiner an; 
Wär' doch nicht rückwärts gegangen der fürstlich große Mann. 
Und doch der Tod ist nahe und mäht um ihn herum. 
Und alles zagt und trauert und alles bleibet stumm. 
Die Scheibe ist der Schimmel, das merket Jeder nun, 
Doch helfen mag der Himmel, von uns kann's Keiner thun! 
Da reitet zu dem Fürsten Emanuel Froben her. 
„Herr Kurfürst, euer Schimmel, er scheut sich vor'm Gewehr. 
Das Thier zeigt seine Laune, ihr bringt's nicht in's Gefecht, 
So nehmt nur meinen Braunen, ich reit's indeß zurecht." 
Der Herr schaut ihm herüber: „,,Es ist mein Lieblingsroß, . 
Doch das verstehst du besser, so reit es nur zum Troß!"" 
Sie wechseln still, dann sprenget rasch ohne Gruß und Wort, 
Den Zügel lang verhänget, der edle Froben fort. 
Und weit von seinem Herren hält er zu Rosse nun, 
Für wenig Augenblicke scheint das Geschütz zu ruh'n; 
Der Kurfürst selber sinnet, warum es jetzt verstummt. 
Und „wacker war's gemeint!" der alte Dörfling brunimt. 
Da plötzlich donnert's wieder gewaltig über's Feld, 
Doch nur nach einem Punkte ward das Geschütz gestellt; 
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