Full text: Das Mittelalter und die Neuzeit (Teil 2)

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Die Macht des Papstes war zu dieser Zeit bereits sehr hoch gestiegen. Sie war 
gefördert worden namentlich durch die kraftvollen Päpste Leo I. denGroßen (460) und 
Gregor I. d en Groß en (600); durch Bonifatius wurde die deutsche Kirche in feste 
Verbindung mit Rom gebracht und dem Papste untergeordnet, durch die Begründung des 
Kirchenstaats auch weltliche Herrschaft mit der geistlichen verbunden; seit Karl 
dem Großen war die römische Kaiserkrönung ein Vorrecht des Papstes. Doch galt 
die kaiserliche Gewalt als eine selbständige, die, wie sie die Spitze aller weltlichen Herrschaft 
war, auch der höchsten geistlichen Macht nicht nachstehen konnte. Vielmehr hatte noch 
Kaiser Otto I., der Große, als höchster Herrscher in der gesamten Christenheit, die Be¬ 
stätigung der Papstwahl als ein Recht des Kaisers bezeichnet; Heinrich III. hafte wieder¬ 
holt den päpstlichen Stuhl besetzt. Nach seinem Tode nahm die Gewalt des Papstes einen 
mächtigen Aufschwung durch Gregor VII. 
Gregor VII, Papst 1073—1085, war schon vor seiner Erhebung 
aus den römischen Stuhl (& i I b e b r a rt b) den inneren Schäden der Kirche 
kraftvoll entgegengetreten und hatte bewirkt, daß die Papstwahl'nicht mehr 
durch das römische Volk und unter der Einwirkung des Kaisers, sondern 
durch Kardinäle vorgenommen wurde. Zum Papste erwählt, that er den 
entschiedenen Willen kund, die Kirche von dem Einflüsse der weltlichen Macht 
m befreien, die Gewalt des Papstes, des „Stellvertreters Gottes und Statt- 
Halters Christi", über jede weltliche Herrschergewalt zu erheben. Hierdurch 
würbe ein iahrhundertelanaer Kampf zwischen Kirche uud Staat 
herbeigeführt. Zunächst tras Gregor folgende Maßregeln: 
a. die Simonie (der Verkauf der Kirchenämter) wurde untersagt, 
b- das Cölibat (die Ehelosigkeit) der Geistlichen sollte streng durch- 
geführt werden, 
c* bie Investitur (Belehnung) der Bischöse durch weltliche Fürsten 
wurde verboten. 
Das letzte Verbot veranlaßte den Jnvestiturstreit. Da Gregor 
König Heinrich IV., weil er Bischossstellen zu vergeben fortfuhr, mit Kirchen- 
strafen bedrohte, ließ Heinrich, seine Macht überschätzend, durch eine Ver¬ 
sammlung deutscher Bischöse zu Worms (1076) den Vapst sür abgesetzt 
erklären. Gregor antwortete mit dem Banne, der alle Christen des dem 
Könige geschworenen Eides entband. Als darauf die deutschen Fürsten von 
Heinrich abfielen und mit der Wahl eines neuen Königs drohten, begab sich 
Heinrich, von allen verlassen, mitten im Winter über die Alpen nach Italien, 
erflehte im Schlosse Canossa drei Tage barsuß und im Bußkleide Vergebung 
vom Papste und wurde dann unter harten Bedingungen vom Banne los- 
gesprochen, 1077 (28. Januar). Aber erbittert über die ihm widerfahrene 
Demütigung entzweite er sick von neuem mit dem Papste, und die Fürsten 
wählten nun in Herzoa Rudolf von Schwaben. Heinrichs Schwager, 
einen Gegenkönig. Doch die Bürger in den Städten hielten treu zu ihrem U 
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