Full text: Lehrbuch der Geschichte vom katholischen Standpunkte aus

54 IV. Zeitraum. Die Völkerwanderung und die Umgestaltun g rc. 
Nach dem Tode des Arms hatte der heilige Athanasius noch keines- 
weges Ruhe, er wurde von den Arianern noch mehrmals von seinem 
bischöflichen Sitze zu Alexandrien vertrieben. Erst gegen das Ende seines 
unruhvollen und mühseligen Lebens nahm er bleibenden Besitz von seinem 
Amte. Es ist merkwürdig, daß dieser große Kämpfer für den wahren 
Glauben, der bald hier bald dort in der Welt Herumgetrieben wurde, 
so viele gelehrte Bücher zur Befestigung der Kirchenlehre schreiben konnte; 
dies zeigt von einer besonderen Gnade Gottes. 
Die Arianer breiteten sich später ungemein aus, da sie von den 
weltlichen Fürsten unterstützt wurden; als aber diese Unterstützungen durch 
die weltlichen Machthaber aufhörten und die katholische Lehre immer 
eifriger vertheidigt wurde von großen und heiligen Männern im Morgen¬ 
lande , von Basilius dem Großen und von den beiden Gregoren — im 
Abendlande aber besonders von dem heiligen Hilarius und Martinas, 
da erlosch die gefährliche Secte, im Orients großentheils schon um das 
Jahr 380 n. Ehr. — im Occidente erhielt sie sich bei den rohen, un¬ 
wissenden Völkern, wie bei den Gothen und Langobarden, noch bis ins 
6. Jahrhundert. Auch im Streite gegen die Macedonianer, welche die 
Persönlichkeit des heiligen Geistes leugneten — die Pelagianer, welche 
die Nothwendigkeit der göttlichen Gnade verwarfen — die Nestorianer, 
welche lehrten, in Christo sei eine zweifache Person — die Eutychianer, 
welche in Christo nur Eine Natur annahmen — wurden die Christen 
von tapfern Vorkämpfern angeführt, die man Kirchenväter nennt, weil 
sie die Gläubigen durch 'das stärkende Brot ihrer reinen, heiligen Lehre 
nährten. Wie sich diese durch hohe Weisheit auszeichneten, so auch durch 
ihr erhabenes Streben nach christlicher Vollkommenheit, weshalb sie auch 
den Beinamen heilig empfingen. Zu ihnen gehören Ambrosius, Chry- 
sostomus, Augustinus, Hieronymus, die Päpste Leo d. Gr. (440) und 
Gregor d. Gr. (590). 
Ambrosius war der Sohn eines römischen Statthalters in Gallien. 
Nachdeni sein Geist und Herz von den geschicktesten Lehrern zu Rom ge¬ 
bildet worden war, trat er in Mailand in Die juristische Laufbahn. Hier 
zeichnete er sich so aus, daß ihn Valentinian zum Statthalter des mai¬ 
ländischen Gebietes machte. Sanftmuth und Weisheit gewannen ihm die 
Achtung und Liebe der Völker in dem Grade, daß er 374 einstimmig 
von den Arianern und Katholiken in der Kirche zum Bischof von Mai¬ 
land ausgerufen wurde. Er starb 397. Der sogenannte Ambrosianische 
Lobgesang oder das „Te deum laudamus — Herr Gott, dich loben wir" 
wird ihm zugeschrieben. 
Der heilige Johannes Chrysostomus war Erzbischof von Konstanti¬ 
nopel und als solcher unablässig thätig für die Sittenreinheit der Geist¬ 
lichkeit und für den Unterricht des Volkes. In begeisterten Reden strafte 
er den Geiz der Neichen, die Prachtliebe der Frauen, die Hosfahrt der 
Großen und selbst die Laster des Hofes. Dieser muthvolle Eifer erweckte 
ihm viele Feinde, an deren Spitze sich die stolze und üppige Kaiserin 
Eudoxia stellte. Auf ihren Betrieb wurde Chrysostomus abgesetzt und ins 
Elend verwiesen. Nach seiner Abreise entstand ein furchtbares Erdbeben,
	        
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