Full text: Geschichte des teutschen Volkes

Heinrich'S 2. Heerfahrten nach Italien. Sein Tod. 139 
aus dem Leben schied und die kaiserliche Parthei von da an 
wieder die Oberhand bekam. 
Aber auch in Deutschland hatte der Kaiser keine große 
Freude. In Lothringen bestanden die schwierigen Handel zum 
Theile noch; das Vermachtniß Königs Rudolf von Burgund, 
worin dieser dem tcutschen Kaiser als seiner Schwester Sohn 
hei Lebenszeiten noch das Königreich zusicherte, erregte einen 
Krieg mit den burgundischen Standen, welche mit so eigen¬ 
mächtiger Verfügung nicht zufrieden waren. Die Feindselig¬ 
keiten mit den Polen und dem ganzen Slavenvolke dauerten auch 
gioch bis zum I. 1018 fort, und selbst um diese Zeit waren 
die Bedingungen des Friedens den großen Anstrengungen, 
selbst dem Ruhme des Kaisers nicht ganz angemessen. Im 
ganzen Reiche waren außerdem Partheiungen, Fehden und 
Kampfe unter den einzelnen Herren; es wurde geraubt und 
geplündert überall und von Jeglichem; die öffentliche Ordnung 
schien gänzlich aus den Fugen gerissen. Sodann stiftete der 
Herzog Bernhard von Sachsen eine Empörung gegen den Kai¬ 
ser an. Und endlich kam ein schreckliches Unglück von dem 
nördlicheren Slavenvolke, das um diese Zeit mit unerhörter 
Wuth gegen die Teutschen und gegen das Kreliz Christi ent¬ 
brannte, die Heils'gthümer zerstörte, die Priester auf eine grä߬ 
liche Weise ermordete, und den Schrecken bis tief in die sächsi¬ 
schen Gaue hineintrug. Zwar wurden sie bald wieder zum 
Gehorsam zurückgebracht und genöthigt, das Christenthum 
wieder aufzunehmen und die Kirchen herzustellen; aber der 
einmal -verübte Jammer konnte nicht zur ungeschehenen Thal 
werden. Er ließ noch lange seine Spuren zurück. 
Und mitten unter so großem Elende dachte Heinrich noch 
an Italien. Jndeß mag er auch, weil unnütz in seinem 
Reiche oder gar an dessen Wohlfahrt verzweifelnd, dem Rufe 
des Papstes gefolgt feyn, um sich einen dankbareren Wirkungs¬ 
kreis zu eröffnen. Papst Benedikt 8. war selbst nach Teutsch- 
land zum Kaiser gekommen, weil er gegen die Griechen, die 
unversöhnlichen Feinde, in Noth war. Heinrichs dritte Rö¬ 
merfahrt (I. 1021) war, namentlich gegen die Griechen, nickt 
unglücklich, und der augenblickliche Zweck, Nom und den Papst 
zu sichern, wurde erreicht, sonst aber für die Dauer gar nichts. 
Der Kaiser zog auch bald wieder nach Teutfchland zurück, und 
hier war fein fast ausschließliches Geschäft wieder, allerorts 
umherzuziehen, Streitigkeiten, Handel und Fehden zu schlichten 
und — König zu heißen. Er aber trug feine Leiden mit 
christlicher Geduld und religiöser Widmung noch über ein 
Jahr. Da starb er (I. 1024) und wurde in Bamberg begra¬ 
ben. Er ist späterhin von dem Papste Eugen 3., so wie Ku¬ 
nigunde von Jnnocenz 3., heilig gesprochen worden, und aller-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.