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Dritter Zeitraum.
alter Zwiste beider Kirchen nicht gedenkend, glaubte diesen Mann
auf die Dauer nicht entbehren zu können. Deshalb zog er
ihn mit in das begonnene Werk. Und Adelbert übte einen
ganz andern Einfluß auf den jungen König. Er gewann des¬
sen Zuneigung durch Milde und Nachsicht, daß die Denkart des
Unglücklichen eine ganz andere Richtung nahm, gegen Hanno
noch mehr aufgeregt und doch auch von der andern Seite nicht
zum Besseren vorangebildet wurde. Heinrich 4. war nicht ohne
vortreffliche Anlagen, und Vieles von dem Geiste seines Vaters
lebte in ihm; dennoch aber verdarb das Gute unter den ver¬
schiedenartigen Einflüssen von unkluger Harte und schamloser
Verweichlichung. Adelbert wurde vollends sein Verderber; denn
was Heinrich begehrte, das erhielt er; dem Hange zu Ergötz-
lichkeiten und Ausschweifungen wukde kein Ziel gesetzt, Pracht-
liebe, Eitelkeit arnd Stolz in dem verwöhnten Knaben genährt
und jede ernstliche Beschäftigung ihm verleidet. Dabei benutz¬
ten die beiden Bischöfe jede Gelegenheit, sich selbst, wie ihre
Kirchen und ihre Freunde zu bereichern, und nur weil sie sich
hierin gegenseitig behülflich waren, blieben sie Freunde. Die
größte Schuld aber trug Adelbert, und so wie er vor Hanno
bei dem Könige den Vorrang gewonnen hatte, so mußte er
sich jedenfalls bemühen, bei diesem der letzte in Gunst zu blei¬
ben. Also gedachte er, seinen Nebenbuhler gänzlich zu entfer¬
nen, indem er den König in seinem fünfzehnten Jahre mit den
Waffen anthat und ihn so für großjährig erklärte (I. 1065).
Heinrich war voll Hasses gegen Hanno.- Adelbert aber wußte
seine rechte Hand zu bleiben, wenn auch nur noch auf kurze
Zeit; denn die Besseren ermannten sich zum Widerspruche,
bewerkstelligten eine Reichsversammlung zu Tribur (I. 1066)
und legten dem Könige die eigne Abdankung oder die Entfer¬
nung Adelberts zur Wahl vor. Heinrich mußte sich wohl zu
dem Letzteren entschließen und Adelbert sank von da an eine
Weile zu Schmach und unbedeutender Geltung hinab; daß er
sich einstweilen nur noch als Bischof behauptete, war Alles.
Heinrich aber glaubte sich verlassen, mit bösen Künsten umstrickt
und herabgewürdigt auf dem Throne. Der Haß gegen die
Großen, den Adelbert ihm eingeflößt hatte, daß Verlangen nach
dem, was er nicht war, und die Nothwendigkeit, dem Drange
der Umstände zu gehorchen, erfüllte ihn mit Schmerz und nährte
den verbissenen Ingrimm seines Herzens. Er sah sich in Al¬
lein beraubt, getäuscht; und in dem Zwiespalte des^ ihm ange¬
bildeten Gemüthes fand er keinen Trost, keine Stärke. Noch
einen neuen Aerger brachte ihm die Vermählung mit Bertha,
der Tochter des Markgrafen von Susa, die ihm der Vater schon
verlobt hatte und ihm die Fürsten jetzt aufdrangen in de»l Mei¬
nung, ihn von seinen Ausschweifungen zurückzubringen. We«