Full text: Weltgeschichte für die katholische Jugend

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144 Sechster Zeitraum. 
wurde er Quästor, mit 36 Aedil, mit 40 Prätor, mit 43 
Consul. 
e Als -Quästor überkam er die Provinz Sicilien — es waren der 
Quästoren im römischen Staate damals jährlich 20 — und Cicero 
hatte in diesem Amte die Freude, wahrend einer Theurung Nom mit 
Brodkorn zu versorgen, ohne Sicilien zu drücken, ja bei seinem Schei¬ 
den wählten ihn alle Städte Siciliens zu ihrem Patronen in Rom, 
und er bewies in der Folge durch die Anklage eines tyrannischen Prä¬ 
tors in Sicilien, daß er ein Mann von Wort sey. Dieser berüchtigte 
Räuber hieß V er res, und obschon der berühmte Advokat H orten - 
sius ihn vertheidigte, so jagte der jüngere Cicero ihn durch seine Re¬ 
den dennoch zum Lande hinaus. Die Reden gegen Verres sind noch 
vorhanden, 7 an der Zahl, aber nur die beiden ersten sind gehalten. 
In seinem Consulate hatte Cicero die Freude, den Ausbruch einer 
innern Verschwörung abzuleiten, und Rom vom Untergange zu retten. 
§. 115. 
Die Verschwörung des Catilina. 
Lucius Sergius Catilina, ein Patrizier von Geburt, wird 
in der Geschichte mit Abscheu genannt. Mord, Brand und Unzucht 
waren die ersten Vergnügen seiner Jugend. Cr hatte Talent, einen 
kühnen Geist, einen festen Körper, diente mit Auszeichnung im Kriege, 
aber sein Vermögen hatte er bald durchgebracht. Er vergiftete seine 
Frau und seinen Sohn, um ein reiches Mädchen zu heirathen, Au- 
relia Oreftilla*), deren Vermögen er auch bald durchbrachte. Er 
verführte eine Vestalinn, und vergiftete die Herzen der römischen 
Jünglinge, und konnte dabei den Rechtschaffenen heucheln. Er Lieg 
bis zur Prätur, drückte aber seine Provinz Africa mit den ungeheu¬ 
ersten Erpressungen, um nur Geld zu seinen Ausschweifungen zu be¬ 
kommen. 
Damals bildete sich ein Bund unter mehreren jungen Männern 
von hoher Geburt und verwegenem Muthe, sich der höchsten Aemter 
zu bemächtigen, und unter dem Sckutze derselben Erpressungen auszu¬ 
üben, um aus ihren Ungeheuern Schulden zu kommen; Catilina war 
ihr Haupt. Sie wünschten, Catilina möge mit Cajus Antonius 
Consul werden: dann wollten sie sich den Staatsschatz theilen, und 
wie Sulla Proscriptionen eröffnen. Cicero, der alles wußte, hatte 
den Muth, sich um das Consulat selbst zu bewerben, und die Ver- 
schwornen konnten nichts weiter durchsetzen, als daß Cajus Antonius 
zum Mitconsul gewählt wurde. Catilina tröstete sich mit der Hoff¬ 
nung auf das künftige Jahr, und einer der Mitverschwornen, der 
Centurio Manlius, warb für den Bund 12,000 aus den Vetera- 
*) Quae quidem ejus ipsius filia illegitima dicitur fuisse. So ging es da¬ 
mals in Rom! Catilina war nicht der Einzige, der so lebte.
	        
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