Full text: Weltgeschichte für die katholische Jugend

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Zweiter Zeitraum. 
§• 91. 
Das Haus Stuart entthront. 
Weil Carl II. keine Kinder hinterließ, so bestieg sein Bruder als 
Jacob II. den Thron. Er war öffentlicher Katholik seit 1671 —- 
schon 14 Jahre vor seiner Thronbesteigung, nur seine Töchter Ma¬ 
ria und Anna waren protestantisch geblieben, beide auch schon ver- 
heirathet. Er stellte in vielen Kirchen den katholischen Gottesdienst 
her^ beförderte Katholiken zu allen Aemtern, und erbat sich von Rom 
einen Legaten , aber selbst der Pabst^ließ ihm eine größere Mäßigung 
anrathen. Die protestantischen Engländer vertrösteten sich auf des Kö¬ 
nigs protestantische Töchter, die ihn beerbten, weil seine zweite Ehe 
kinderlos war. Als aber noch ein Prinz geboren wurde, da standen 
die protestantischen Engländer auf, und riefen den Prinzen Wilhelm 
von Oranien, der mit des Königs Tochter Maria vermahlt war, 
aus Holland herbei, sie vom Papismus zu befreien. Jacob 1!. flüch¬ 
tete (1688) mit Frau^und Kind nach Frankreich, und Wilhelm der 
Befreier wurde König von Großbritanien. Er regierte bis 1702, 
und da seine Gemahlinn Maria schon vor ihm gestorben war, so wurde 
ihre Schwester Anna Königinn, eine Wittwe, und regierte 12 Jahre. 
Sie hielt im spanischen Erbfolgekrieg mit Oestreich. Als sie 1714 
kinderlos starb, berief das Parlament den Kurfürsten von Hannover, 
Jacob's I. Urenkel, auf den Thron, der als Georg I. bis 1727 re¬ 
gierte. Nach ihm war sein Sohn Georg II. König von 1727 bis 
1760, Friedrich's d. Gr. Oheim, von dem wir schon früher gehört ha¬ 
ben. Nach ihm regierte sein EnkelGeorg HI. von 1760 bis 1820. 
Die Engländer fochten im siebenjährigen Kriege gegen Frankreich zu 
Lande und zu Wasser, in Europa, Asien und America, und nahmen 
den Franzosen manche schöne Landschaft in Ost- und Westindien und 
Nordamerica weg. Im I. 1763 wurde zu Paris Friede geschlossen, 
England behielt seine meisten Eroberungen, hatte 374 Kriegsschiffe mit 
100,000 Mann Seetruppen und 14,000 Kanonen, aber auch 140 
Millionen Pfund Staatsschuld. 
Während der neuen Regierung wurden die Gesetze gegen die 
Katholiken hart geschärft. Sie mußten doppelte Steuern zahlen, und 
wer aus den anglikanischen Kirchen wegblieb, zahlte 'monatlich 20 
Pfund. Kein Katholik konnte Vormund, Arzt werden, kein Katho¬ 
lik eine Klage vor Gericht bringen. Wer eine Messe hörte, zahlte 
60 Pfund, und ein Priester, der ins Land kam, und ein Engländer, 
der katholisch wurde, war zum Galgen verdammt. In Irland war 
der Druck noch ärger. Kein Katholik konnte Grund und Boden kau¬ 
fen, sondern nur pachten auf 31 Jahre. Starb ein Katholik, der ka¬ 
tholische und protestantische Verwandten hatte, so erbten nur die Pro¬ 
testanten. Wurde ein erwachsener Sohn Protestant, so waren alle 
Güter seines Vaters sofort sein Eigenthum, und schwur ein katholi¬ 
scher Geistlicher seine Religion ab, so war ihm eine jährliche Rente von 
30 Pfund zugesichert. Alle Kirchen waren mit anglikanischen Pasto¬ 
ren besetzt, ihnen mußten die Katholiken alle Gebühren für geistliche
	        
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