Die neuesten Z eitereignisse.
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selbst die Negierung. Seit 1836 ist sie mit dem Prinzen Ferdinand
von Sachsen-Coburg vermählt, und regiert noch jetzt, ist aber nicht
selten durch Partbeien und Aufstande beunruhigt worden.
Mehr noch als Portugal hat Spanien in den letzten Jahren durch
Bürgerkrieg und Revolutionen gelitten. König Ferdinand VII. von
Spanien hatte, von seiner Gemahlinn, der Königinn Christine be¬
redet, das in der Familie Bourbon bestehende alte salische Gesetz, wor-
nach Töchter den Thron nicht erben — die Lilien nicht spinnen —
— aufgehoben, und die Krone seinem Töchterchen Jsabella (geb.
10. Oct. 1830) vermacht. Gegen diese willkürliche Bestimmung pro-
testirte Don Carlos, der Bruder des Königs, und begab sich, aus
Spanien verwiesen, zuerst nach Portugal, dann nach England. Kö¬
nig Ferdinand VIl. starb den 28. Sept. 1833, und sein Töchterchen
Isabelle II wurde von den meisten Spaniern als Königinn und ihre
Mutter Christine als Vormünderinn und Negentinn anerkannt. Die
Königinn-Regentinn führte gleich eine konstitutionelle Verfassung ein,
die aber den Freiheitsmannern nicht genügte, und allen wahren^ Ka¬
tholiken, weil sie die Rechte und das Ansehen der Kirche schmälerte,
mißfallen mußte. Einige Provinzen im Norden Spaniens erklärten
sich für Don Carlos; der tapfere und kluge Zumalacarreguy trat
an die Spitze der Carlisten, und besiegte die Cbristinos in unzähligen
Gefechten. Don Carlos traf nun in Navarra ein, und rief als König
Carl V. von Spanien das Volk zu den Waffen. Der Bürgerkrieg
mit allen seinen Gräueln entbrannte nun heftiger; bald siegten die
Carlisten, bald die Christinos, und täglich wurden die empörendsten Grau¬
samkeiten, vor Allen von dem wilden Carlisten-General Cabrera ausge¬
übt. Noch ist der schreckliche Krieg nicht beendigt, aber Don Carlos ist durch
den Abfall seines Oberanführers Maroto und des größten Theiles seines
Heeres vor kurzer Zeit aus Spanien verdrängt, und hat sich nach Frank¬
reich geflüchtet, wo ihm Bourges als Aufenthaltsort einstweilen ange¬
wiesen ist. — Möchte doch das unglückliche, durch Bürgerkrieg und
wiederholte blutige Aufstände zerrüttete, Spanien sich recht bald des
Friedens zu erfreuen haben! —
Wie wenig Europa noch von den Türken zu fürchten hat, ist in
den letzten Jahren offenbar geworden. Der einst so mächtige Sultan
mußte fremde Hülfe gegen einen aufrührischen Vasallen anflehen. Me-
hemed Aly von Aegypten ließ durch seinen Sohn Ibrahim Pascha dem
Großherrn Syrien entreißen. Dieses reizte den Zorn des Sultans;
sein Heer sollte den übermüthigen Rebellen züchtigen. Aber Ibrahim
Pascha drang in Kleinasien vor, besiegte und vernichtete das türkische
Heer bei Konieh (23. Dec. 1832), und zog auf Konstantinopel zu.
Der hartbedrangte Sultan bat Rußland um Beistand und die Russen
deckten mit einer starken Flotte und einem Landheere Constantinopel,
und hielten die Aegypter vom weiteren Vordringen ab. Syrien blieb
jedoch — also auch das gelobte Land — unter dem Namen einer Pach¬
tung dem Mehemed Aly, und dieser übt die weiseste Religionsduldung.
Wenige Jahre später brach zwischen Sultan Mahmud und dem
Mehemed Aly wegen der Habsucht des letztem ein neuer Krieg aus,
und das Heer des Großheern wurde von Ibrahim Pascha im Juni
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