494 Vierter Zeitraum.
1839 bei Nisib geschlagen und zersprengt. Wenige Tage nach dieser
Niederlage seines Heeres starb Sultan Mahmud, und seitdem regiert
sein Sohn Abdul Meschid (geb. 1823.) Unzufrieden mit dem neuen
Minister überlieferte der Kapudan Pascha (Admiral) dem Mehemed
Aly die ganze türkische^ Seemacht. Die fünf Hauptmächte Europa's
nehmen sich der ohnmächtigen Pforte an, und suchen den alten hart¬
näckigen Mehemed Aly zu einem billigen Frieden zu bewegen. Der
neue Sultan hat seinen Unterthanen eine Verfassung gegeben, wodurch
nicht allein die Türken, sondern auch die Christen gegen Willkühr ge¬
schützt, und diese jenen ziemlich gleich gestellt sind.
Seit dem Frieden zu Adrianopel^ war Griechenland für den Sul¬
tan verloren. Es wurde von- seinen Schutzmächten für ein unabhängiges
Königreich erklärt; aber der neue Staat war so klein und so arm, daß
der Herzog Leopold von Sachsen-Coburg, jetzt König der Belgier, die
ihm angebotene Krone desselben ausschlug. Die heftigsten Partheien
tobten und kämpften gegen einander; der Präsident der Regierung des
Landes, Ioh. Capodistria, wurde ermordet, die ganze griechische
Flotte verbrannt. Die inneren Unruhen dauerten fort bis zur Ernen¬
nung des Prinzen Otto von Baiern, zum Könige von Grie¬
chenland. Dieser ist der zweite Sohn des Königs Ludwig von Bai¬
ern, geb. den 1. Juni 1815. Im Frühjahr 1834 kam er mit Geld
und Truppen nach Griechenland, und bald war die Ruhe und Ord¬
nung von den weisen Rathgebern, die dem Könige bis zu seiner Gro߬
jährigkeit beigegeben waren, wiederhergestellt. Von Nauplia wurde die
Residenz nach dem berühmten Athen verlegt, und dieses zur Hauptstadt
Griechenlandes erhoben. Am 1. Juni 1835 übernahm der König selbst die
Regierung, kam im Sommer 1836' nach Deutschland, und vermählte
sich im Nov. mit,der Prinzessinn Amalia von Oldenburg, und
führte die neue Königinn in Athen ein. Die Blüthe Griechenlands
entwickelt sich täglich mehr und mehr, denn durch eine weise Regierung,
durch Beförderung des Unterrichtes und der Bildung, des Ackerbaues
und des Handels sucht König Otto I. die Wunden, welche die Ty¬
rannei der Türken und der lange blutige Kampf für die Freiheit dem
Lande geschlagen hat, zu heilen, und seine Unterthanen zu beglücken.
Von den Monarchen, welche sich zum Kampfe gegen Napoleons
Herrschsucht verbunden, und seinen Stolz gedemüthigt haben, lebt
allein noch König Friedrich Wilhelm Hl. von Preußen; Kai¬
ser Franz t. von Oestreich starb am 2. März 1835, als Vater von
seinen Unterthanen beweint. Sein ältester Sohn bestieg als Ferdi¬
nand I. den Kaiserthron Oestreichs. Des Vaters weiser Rathgeber,
der hochbejahrte Fürst Metternich steht auch ihm zur Seite; er herrscht
mild und gerecht, wie fein Vater,, und die Unterthanen sind auch ihm
mit Liebe und Treue ergeben.
tz. 128.
Schluß.
Hier stehen wir am Ziele unserer Geschichte. Wenig erfreulich war
die neue Geschichte in allen Welttheilen, voll von Revolutionen, Krie-
e