Full text: Weltgeschichte für die katholische Jugend

Schluß. 
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gen und Schlachten, bezeichnet durch Blut überall. Aber selbst das 
Schreckliche hat seine guten Folgen gehabt, besonders hat die franzö¬ 
sische Revolution Fürsten und Völker zu der Ueberzeugung gebracht, 
daß Tyrannei und Ausruhr nur Verderben bringe, daß nickt das Alter 
des Geschlechtes — der Adel — den Vorzug haben müsse, sondern 
das Verdienst, und daß kein Stand von Steuern frei sein dürfe, der 
nicht dem Staate besonders diene. 
Europa drohete in Unglauben zu versinken, aber die vielen Lei¬ 
den, welche Buonaparte über Europa brachte, haben den Blick der 
Völker wieder auf Gott gelenkt. 
Viel Herrliches hat der menschliche Geist in der neuesten Zeit ge¬ 
schaffen. Die letzten 60 Jahre waren das goldene Zeitalter der deut¬ 
schen Litteratur. In allen Wissenschaften traten ausgezeichnete Männer 
auf, und das Volksschulwesen wurde gänzlich umgestaltet. In keinem 
Lande wird die Jugend so gut unterrichtet, wie in Deutschland. In 
Frankreich kann nicht die Halste der Bevölkerung lestn und schreiben, 
und wahrend in Deutschland kaum noch ein Dorf ohne Schule ist, 
sind in England Ortschaften von 2000 Einwohnern ohne irgend eine 
Schule gar nicht selten. Im I. 1798 machte der englische Arzt 
Eduard Jenner (spr. Dschennrer) die Kuhpockenimpfung als ein 
Schutzmittel gegen die natürlichen Menschenblattern bekannt, und wurde 
dadurch ein großer Wohlthater des Menschengeschlechts; denn an den 
Blattern starben früher jährlich Tausende. 
Gegen das Jahr 1772 entdeckte man die verschiedenen Luftarten, 
Gas genannt, und bald benutzte man die Steinkohlen zur Gewinnung 
des brennbaren Gases, womit man jetzt Straßen und Hauser erleuch¬ 
tet, was unsere Vorfahren für Hexerei gehalten haben würden. — Im 
I. 1782 ließen die 'Brüder Montgolfier zu Avignon den ersten 
Luftballon aufsteigen. Vor kurzer Zeit hat ein Engländer mit 
einem Luftballon eine Reise von England nach Nassau gemacht. 
Seit 100 Jahren kennt man zwar die Macht des Dampfes von 
'kochendem Wasser, aber erst spater lernte man durch Dampf Maschi¬ 
nen in Bewegung setzen. Dampfmaschinen müssen jetzt spinnen, 
weben, pumpen, Bücher drucken, Mühlen, Schiffe und Wagen treiben. 
Dampfbote sieht man jetzt auf den Flüssen und Meeren in allen 
Welttheilen; und sie gehen ohne Segel und Ruder so schnell voran, 
daß man auf ihnen die Reise von England nach Amerika in 14 Ta¬ 
gen abmachen kann. Dampfwagen rollen ohne Pferde auf den 
neu erfundenen Eisenbahnen pfeilschnell dahin, und in einer Stunde 
legt man mit ihnen einen Weg von 4 bis 5 Meilen zurück. 
Im I. 1792 wurde der Telegraph (Fernschreiber) in Paris be¬ 
kannt, durch welchen man weit schneller Nachrichten mittheilen kann, 
als selbst durch Brieftauben. Diese fliegen in einer Stunde wohl 
50 Stunden; der Telegraph aber uberbringt eine Nachricht von Ber¬ 
lin nach. Coblenz (etwa 160 Stunden) in 8 Minuten. 
Im I. 1793 erfand Aloysius S ennefelde r in München die 
Steindruckerei oder Lithographie, d. i. die Kunst, auf Stein 
Gemälde, Umrisse u. s. p. zu zeichnen oder zu schreiben, und diese
	        
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