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gegeißelt. Terentius, von welchem wir 6 Lustspiele besitzen (z. B. „Das
Mädchen von Andros" und der „Selbstquäler), schildert mehr das Leben der
höheren Stände, auf deren Beifall er es auch abgesehen hat.
2. Das „goldene Zeitalter" der römischen Litteratur fällt in die
Regierungszeit des Kaisers Augustus, an dessen Hofe, in der Umgebung des
kunstsinnigen Mäcenas, die bedeutendsten Dichter weilten. Der größte
Epiker ist P. Vergilius Maro (70—19 v. Chr.). Sein Hauptwerk „Äneis"
behandelt die Irrfahrten des Äneas im Anschluß an die Odyssee und feiert
in ihm den Stammvater des römischen Volkes und des Julischen Hauses.
Außerdem verfaßte er das Lehrgedicht „Georgiea" (über den Landbau) und
einige idyllische Hirtengedichte, „Eklogen" genannt. Gleichzeitig lebte der
durch seine Formgewandtheit hervorragende Dichter P. Ovidins Naso
(43 v. Chr. bis 17 u. Chr.). welcher aber wegen des Inhalts seiner Gedichte
bei Augustus in Ungnade verfiel und nach Tomi am Schwarzen Meere ver¬
bannt wurde, wo er starb. Sein bekanntestes Werk sind die „Metamor*
phosen", d. i. Verwandlungen. Es sind in Hexametern geschriebene poetische
Erzählungen aus der Mythenwelt, deren Schluß eine Verwandlung bildet.
In seinen „Klageliedern" und „Briefen aus dem Pontus" gießt er dem
Schmerze über seine Verbannung einen poetischen Ausdruck.
3. Unter den römischen Lyrikern, von denen die Elegiendichter Ti-
bullus und Propertius zu nennen sind, ragt als der bedeutendste
hervor Q. Horatius Flaccus (65—8 v. Chr.), der Liebling des Mäeenas,
durch den er in eine sorglose Lebenslage ohne amtliche Stellung kam. Seine
sorgfältig ausgearbeiteten Dichtungen sind: Oden (4 Bücher) und Epoden
(1 Buch), Lieder mit meisterhafter Nachbildung griechischer (namentlich
alkäischer und sapphischer) Versmaße. In seinen Satiren (2 Bücher) und
Episteln (2 Bücher), welche in Hexametern geschrieben sind, zeichnet er die
damaligen Verhältnisse in heiteren Bildern, um „lachend die Wahrheit zu
sagen" und auf die Fehler und Thorheiten der Menschen bessernd einzu-
wirken. In der 3. Epistel des II. Buches giebt er eine Poetik, d. i. eine
Darstellung seiner Ansichten über Dichtkunst und Dichter.
4. Etwas später lebte Phädrns, ein Thrazier von Geburt unb
Freigelassener des Augustus; er schrieb 5 Bücher „Äsopischer Fabeln" in
Jamben. Unter den Nachfolgern des Augustus wurde besonders die Satire
gepflegt, welche in der immer mehr um sich greifenden Entartung reichen
Stoff fand. Am bekanntesten sind die Satiren des I u v e n a l i s (unter
Claudius) und die Epigramme des Martialis (14 Bucher).
§. 60. Mömische Litteratur: Urosa.
1. Die Römer haben eine sehr reichhaltige prosaische Litteratur
aufzuweisen. Der hervorragendste Schriftsteller, deffen Stil die spätere Nach-