nächtlicher Straßenkampf entbrannte, der auf beiden Seiten viele Opfer for¬
derte. Der König Friedrich Wilhelm IV., dessen christliches Herz den Gedanken
an einen Kampf gegen fein eigenes Volk nicht ertragen konnte, gab nach und be¬
fahl die Einberufung einer N a t i o n a l v e r s a m m l n n g. Ganz Deutschland war
vom Aufruhr durchwühlt. In der Nationalversammlung zu Frankfurt gab
es Viele, welche die Flamme der Empörung schürten. Auch hier wurden
Barrikaden gebaut und die preußischen Abgeordneten Fürst Lichnowsky und
General von Auerswald ermordet. In Wien kam es im Herbst (1848) zu
blutigen Kämpfen, bis die Stadt von den Truppen mit Sturme genommen
wurde. Kaiser Ferdinand legte die Krone in die Hand feines 18 jährigen
Neffen Franz Joseph nieder.
Friedrich Wilhelm IV. beschloß im Vertrauen auf Gott, dem er diente,
und voll Zuversicht auf die Unterstützung der Bessergesinnten in seinem Volke,
dem Verderben Einhalt zu thun. Er berief ein Ministerium von Männern
voll Muth und festem Willen. An die Spitze desselben stellte er den General
Graf von Brandenburg und den Freiherrn von Manteuffel. Die
Nationalversammlung wurde aus Berlin nach Brandenburg verlegt und
zu Ende des Jahres gänzlich aufgelöst. Im Februar des neuen Jahres wurden
neue Abgeordnete einberufen, deren beide Abtheilungen man mit „erster"
und „zweiter Kammer" bezeichnet. Seit 1855 sind für dieselben die
Bezeichnungen „Herrenhaus" und „Haus der Abgeordneten"
eingeführt.
In Frankfurt hatte man eine deutsche Reichs» er fas fung zu Stande
gebracht, nach welcher an der Spitze des Reiches ein erblicher Kaiser stehen
sollte. Am 29. März 1849 wählte ein Theil der Abgeordneten Friedrich
Wilhelm IV., den König von Preußen, zum Kaiser. Der König lehnte aber
die Wahl ab.
Im Mai dieses Jahres (1849) brach auch in Dresden ein blutiger
Aufstand aus; preußische Truppen eilten herbei und errangen erst nach mühe¬
vollen Anstrengungen den Sieg. Am schlimmsten ging es in Baden und in
Rheinbayern her. Die Fürsten beider Länder suchten und fanden bei dem
Könige von Preußen Hilfe. Der ritterliche Prinz von Preußen, unser
jetziger geliebter König und Herr, zog an der Spitze einer Heeresabtheilung
in die aufrührerischen Länder, wo auch polnische und französische Flüchtlinge
sich gesammelt hatten. Die Preußen siegten überall und gaben den Fürsten
ihre Länder wieder zurück. Die deutsche Natioualversammlung, welche au
allen diesen Ereignissen Antheil hatte, wurde aufgelöst, und an ihre Stelle
trat später wieder der Bundestag.
Außer diesen Unruhen, welche in den einzelnen Ländern und Staaten
gegen die bestehende Obrigkeit sich kundgaben, ist auch unter den Gliedern des
deutschen Bundes nicht immer Friede und Uebereinstimmung gewesen, vielmehr
drohte zu wiederholten Malen ein Krieg zwischen denselben auszubrechen. Die
friedliebende Gesinnung Friedrich Wilhelm's IV. hat aber solches Unheil ab¬
zuwenden gewußt.
4. Die Kriege zur Zeit Friedrich Wilhelm's IV. In die Kriege,
welche seit 1848 stattfanden, war Deutschland und Preußen nur zum
Theil verwickelt. Der erste Kamps war gegen Dänemark gerichtet. Die